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Auch die reichsten US-Amerikaner halten Hedgefonds die Treue.

Foto: EPA/Hidalgo

Hedgefonds setzen verstärkt auf Griechenland. Eine Reihe von großen, spekulativen Anlegern hoffen darauf, dass es den griechischen Banken bald deutlich besser gehen wird. Im Juni 2012 war das Land im Radar einiger Fonds, die mit den Staatsanleihen des Landes schnelles Geld machen wollten. Tatsächlich sind die Papiere seit damals durch die Decke gegangen, dem politischen und wirtschaftlichen Chaos zum Trotz. Der New Yorker Hedgefonds Third Point soll alleine eine halbe Milliarde Dollar mit griechischen Staatsanleihen verdient haben und hat einen eigenen Fonds zum Ankauf griechischer Vermögenswerte aufgelegt. Im vergangenen Jahr hat der Athener Aktienindex um 100 Prozent zugelegt.

Doch das griechische Abenteuer vertuscht eine unangenehme Wahrheit der spekulativen Fonds. Ihnen gehen die guten Ideen aus. Seit Jahresbeginn haben die Fonds laut Daten von HFR gerade einmal 4,3 Prozent Rendite gebracht. Aktien- und Kreditmärkte haben deutlich mehr gebracht, der Weltaktienindex MSCI World etwa legte im selben Zeitraum zweistellig zu. Eine Reihe von Strategien, etwa im Rohstoffbereich, haben deutliche Ertragsprobleme.

Erfolge für sich selbst

Damit werden jene Kritiker bestärkt, die der Branche vorwerfen, weniger für ihre Kunden sondern vor allem für sich selbst Erfolge zu erzielen. Denn die hohen Einkommen der Hedgefondsmanager stehen oft nicht im Zusammenhang mit tollen Erträgen. Der britische "Economist" etwa spricht von einer "enttäuschenden Dekade" für die Anleger dieser teuren Anlage-Vehikel. Denn im Vergleich zu einem passiven (und leicht investierbaren) Aktien-Anleihen-Index haben die spekulativen Fonds die Erwartungen nicht erfüllt und deutlich weniger Rendite gebracht.

Warum also reißt das Vertrauen der Investoren nicht ab? Denn aktuell verwalten Hedgefonds weltweit so viel Kapital wie nie zuvor, mehr als 2375 Milliarden Dollar (1844 Mrd. Euro). Einen Grund liefern die weltweit so expansiven Notenbanken.

Weniger Risiko mit Aktien

Denn die weltweit niedrigen Zinsen lassen etwa die Fonds attraktiver erscheinen. So schätzt etwa Robert Klein, Leiter des Geschäfts mit Hedgefonds bei der US-Großbank JPMorgan in einer aktuellen Studie, dass im Umfeld niedriger Zinsen alternative Anlagen interessant sind: "Mit Hedgefonds könnten Investoren Anlagen finden, die weniger Zins- und Durationsrisiko eingehen." Denn steigende Zinsen könnten zu großen Verlusten bei Anleihen führen. Gleichzeitig bieten die Fonds Aktienstrategien mit weniger Abwärts- (und meistens auch Aufwärts-) Potenzial an. Das sei gerade für Investoren wie Staatsfonds oder Versicherungen interessant, schätzen Analysten von HFR, "die weniger Risiken eingehen wollen und dennoch Aktien halten möchten".

Doch ein anderer Grund für die Treue bei Hedgefonds könnte deutlich profaner sein. Eine aktuelle Studie von drei US-Ökonomen hat analysiert, wie die reichsten US-Amerikaner ihr Geld anlegen (WSJ). Im Vergleich zur übrigen Bevölkerung setzen sie besonders stark auf "Alternative Investments", unter anderem Hedgefonds, nämlich rund 20 Prozent. Nun zeigt eine aktuelle Studie der OECD, dass die Ungleichheit in der Verteilung von Einkommen und damit auch der Vermögen weiter zunimmt. Solange dieser Trend anhält, können sich wohl auch die Hedgefonds über mehr zahlungskräftiges Klientel freuen – selbst wenn die Erfolge ausbleiben sollten. (Lukas Sustala, derStandard.at, 15.5.2013)