Das Wasagymnasium in Wien-Alsergrund könnte bald zur handyfreien Zone werden. Nächste Woche sollen dort Schüler-, Eltern- und Lehrervertreter miteinander entscheiden, "ob wir uns selbst Regeln geben, dass wir in den Pausen handyfrei sein wollen", bestätigt Schulleiter Johannes Bauer eine Meldung von ORF Wien. Laut Bericht sollen neben dem Wasagymnasium gleich mehrere Wiener Schulen derzeit ein generelles Verbot erwägen. Im Stadtschulrat kann man das allerdings nicht bestätigen, da es sich um schulautonome Entscheidungen handelt. Auch ein Rundruf der APA zeigt, dass es ein generelles Handyverbot nur an wenigen Schulen gibt.

Minderheit der Schulen

Das bestätigt auch Direktor Bauer: Nur eine Minderheit der Schulen habe das Verbot, in der Pause das Handy zu nutzen, formalisiert, sagt er zur APA. Dabei betont er die Wichtigkeit einer Selbstverpflichtung - immerhin könne man nicht 700 Schüler permanent kontrollieren. Werden die Regeln verletzt, solle das Mobiltelefon trotzdem bis zum Ende des Schultags abgenommen werden. Am Wasagymnasium will man mit der Selbstbeschränkung vor allem die Unterstufenschüler schützen: Diese würden mit dem scheinbaren Druck, permanent in Soziale Medien eingeklinkt sein zu müssen, schlechter umgehen können als die Älteren. Das führe u.a. dazu, dass die Schüler sich mit dem Handy beschäftigen und nicht mehr mit Mitschülern, Tempel- oder Gummihüpfen. Die Nutzung während der Stunde ist unterdessen laut Bauer an den meisten Schulen untersagt - außer, die Telefone würden bewusst in den Unterricht eingebaut.

Bundesschulsprecher Felix Wagner von der VP-nahen Schülerunion berichtet gegenüber der APA, dass es nur an einigen wenigen Schulen ein komplettes Verbot von Handys gibt. Meist reiche es, wenn das Handy während der Stunde abgeschaltet oder lautlos gestellt werde. Er selbst hält ein Verbot in der Pause für "gar nicht sinnvoll" und auch für den Unterricht selbst würde er sich eine intensivere Nutzung der Geräte durch Lehrer wünschen. "Viele sehen Handy und Internet noch immer als Spaßmaschinen, dabei könnte man beides in den Unterricht integrieren."

"Man muss schon verzweifelt sein, wenn man das an den Schulgemeinschaftsausschuss heranträgt."

Auch laut Theodor Saverschel, Elternvertreter für mittlere und höhere Schulen, sind jene Schulen, die das Mobiltelefon komplett verbieten, klar in der Minderheit. "Man muss schon verzweifelt sein, wenn man das an den Schulgemeinschaftsausschuss heranträgt." Er sieht solche Verbote generell als "zweischneidiges Schwert": Einerseits würden im Unterricht immer mehr moderne Technologien eingesetzt, andererseits gebe es immer mehr Klagen von Lehrern, dass Handys zum Schummeln eingesetzt würden. Der Ausweg aus seiner Sicht: eine Umstellung der Prüfungen. Wie bei Open-Book-Prüfungen an den Hochschulen sollen die Schüler das Handy zur Recherche nutzen dürfen. Dafür müssten die Prüfungen allerdings so gestaltet sein, dass man ohne Verständnis des Stoffes nicht weiß, wo man suchen muss und ein Zeitproblem bekommt.

Dass Schüler das Handy während der Stunde zum SMS- und E-Mail-Schreiben oder Internetsurfen verwenden, ist aus Saverschels Sicht indes eine Sache, die der Lehrer zu verhindern wissen müsse. Immerhin sei das Handy nur ein neues Medium, mit dem Schüler sich anderweitig beschäftigen - früher habe man eben Comic-Hefte unter der Bank gelesen. "Es ist Aufgabe des Lehrers darauf zu achten, dass die Disziplin passt." Dass Schüler sich auch während der Pause lieber mit dem Handy als den Mitschülern beschäftigen, sei wiederum ein "gesellschaftliches Problem. Das kann ich nicht in der Schule lösen", so Saverschel.

Christian Morawek, Vorsitzender des Dachverbands der Pflichtschul-Elternvereine, ist ebenfalls gegen ein Handyverbot in der Pause: "Während des Unterrichts muss es weg sein, das ist eine Frage der Höflichkeit. Aber in der Pause gehört es zum Leben dazu, das muss gestattet sein." Dass die Probleme mit der Handynutzung an Schulen zunehmen, glaubt Morawek indes nicht. Es gebe schon länger die Möglichkeit, im Schulgemeinschaftsausschuss bzw. an Pflichtschulen im Schulforum Regelungen zu treffen. "Ich habe noch nicht gehört, dass das nicht funktioniert." (APA, 15.5. 2013)