Bregenz/Hohenems - Der deutsche Autor Sasa Stanisic erhält den mit 10.000 Euro dotierten "Hohenemser Literaturpreis für deutschsprachige AutorInnen nichtdeutscher Muttersprache". Der aus dem heutigen Bosnien-Herzegowina stammende Schriftsteller, dessen viel beachteter Debütroman "Wie der Soldat das Grammofon repariert" 2006 erschien, setzte sich unter 153 Einsendungen durch, informierte die Stadt Hohenems am Mittwoch in einer Aussendung. Den Anerkennungspreis in Höhe von 3.000 Euro erhielt die aus Nordungarn stammende Leda Forgo. Die Verleihung der Preise findet am 29. Juni im Salomon-Sulzer-Saal in Hohenems statt.

Der Preis, der auf eine Idee des Vorarlberger Autors Michael Köhlmeier zurückgeht, wurde heuer nach 2009 und 2011 zum dritten Mal vergeben. Er richtet sich an Autoren, die auf Deutsch schreiben, ohne dass dies ihre Muttersprache ist. Die Texte sollen nicht nur migrantische Fragen, sondern auch das Ineinandergreifen verschiedener kultureller Traditionen und biografischer Prägungen vor dem Hintergrund einer sich beständig wandelnden Gegenwart thematisieren. Die Jury besteht aus Anna Mitgutsch, Michael Köhlmeier, Doron Rabinovici und Zafer Senocak.

Der 1978 in Visegrad geborene Sasa Stanisic kam 1992 nach Deutschland. Er lebt heute in Hamburg und ist seit März 2013 deutscher Staatsbürger. Kürzlich erhielt er für sein Romanmanuskript "Anna" den Alfred-Döblin-Preis. Die Jury lobte den eingereichten Romanauszug "Frau Kranz malt ein Bild von Hier" für seine "klare Sprache und die Lakonie, wobei seine Stringenz nicht auf Kosten schöner Bilder geht". Er suche eine Erzählform, in der die Frage nach der Heimat auf eine neue Art gestellt werde.

Ebenfalls in Deutschland lebt heute die 1973 in Nordungarn geborene Leda Forgo. Sie kam 1994 nach Deutschland und studierte unter anderem Geschichte und Figurentheater. Seit dem Jahr 2000 veröffentlicht sie literarische Texte. Die Juroren attestierten eine "einsame, überraschende, unvergleichliche Prosa". Die Sprache zeichne sich durch ungewöhnliche Worte und Wortverbindungen aus, die den Leser sanft aus den gewohnten Sprachfeldern hebe. (APA, 15.5.2012)