Man könnte ja endlich einmal einen schönen Fahrradhelm designen.

Foto: Yakkay

Es ist heute an der Zeit, ein Lamento anzustimmen. Und zwar über die Konjunktur hässlicher Fahrradhelme auf unseren Straßen. Das wird jene ärgern, die sich jeden Tag von Neuem einreden, dass sie mit ihrem Fahrradhelm gar nicht so schlecht aussehen, und jene freuen, die sich lieber an einer gut sitzenden Frisur als an einem Gefühl von Sicherheit ergötzen.

Die meisten Fahrradhelme sind nämlich die Erfindung von Leuten, deren Sinn für Ästhetik erst an zweiter Stelle kommt. Sie wissen, dass sie die Vernunft und die Political Correctness auf ihrer Seite haben, und können es sich deshalb leisten, alle Argumente an ihren atmungsaktiven Regenpelerinen abprallen zu lassen. Wie soll man ihnen schon beikommen? Mit dem Argument, dass der Friseur ein Fahrradhelmverbot ausgesprochen hat?

Wohin mit dem klobigen Ding?

Sofort empfehlen sie einem den eigenen: ein Spezialist in Dreadlocks und Glatzenfrisuren. Mit dem Hinweis, dass ein Fahrradhelm nicht nur ein Problem auf dem Kopf, sondern auch in der Hand ist: Wohin mit dem klobigen Ding? Es ist auch abseits des Rads vielfach verwendbar, werden sie einwenden: als Einkaufskorb, als Obstschüssel, als Nachttopf. Oder man versucht es mit dem Argument, dass Fahrradhelme zu erhöhter Transpiration führen. Dagegen, wissen die Besserwisser, helfe ein gutes, altes Stofftaschentuch aus Ökobaumwolle.

Am Ende bleibt nur der zaghafte Hinweis, dass Fahrradhelme, nun ja, unvorteilhaft aussehen. Eigentlich ein Totschlagargument. Doch auch das zieht bei den Sicherheitsaposteln nicht. Sie schauen einen mitleidig an und zucken mit den Achseln. Man könne ja endlich einmal einen schönen Fahrradhelm designen. Da haben sie ausnahmsweise recht. (Stephan Hilpold, Rondo, DER STANDARD, 17.5.2013)