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Die gesundheitlichen Risiken der E-Zigarette sind ungewiss, die rechtliche Lage schwer durchschaubar.

Foto: apa/dpa/Marcus Brandt

Elektrische Zigaretten sind laut einer Analyse des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ/Heidelberg) nicht ungefährlich. Während Arzneimittel als Hilfe bei der Nikotinentwöhnung rigorosen Auflagen klinischer Studien an Probanden und deren Auswertung unterliegen, stellten diese Mittel einen "unkontrollierten Versuch am Verbraucher" dar, hieß es am Dienstag bei der Präsentation des Berichts "Elektrische Zigaretten - ein Überblick" in Heidelberg.

"Elektrische Zigaretten erzeugen - anders als herkömmliche Zigaretten - nicht tausende giftiger und krebserzeugender Substanzen, dennoch sind sie nicht harmlos. Sie enthalten als Hauptbestandteil eine atemwegsreizende Substanz, in der Regel giftiges, abhängig machendes Nikotin, zum Teil krebserzeugende Substanzen und oftmals haben sie verschiedene Produktmängel", so die Experten vom DKFZ.

Lifestyle-Produkte ohne Qualitätskontrolle

Trotzdem würden diese Erzeugnisse als Lifestyle-Produkte ohne geeignete Qualitätskontrollen frei verkauft - "damit werden die Verbraucher unfreiwillig zu Versuchsobjekten", schrieben die Experten. Die vorhandenen wissenschaftlichen Daten zu den Produkteigenschaften, den Gesundheitsgefahren, der Verbreitung sowie zu ihrem eventuellen Nutzen als Hilfsmittel für einen Rauchstopp hat das Deutsche Krebsforschungszentrum in dem Bericht zusammengestellt und analysiert. Demnach sei die elektrische Zigarette kein unbedenkliches Produkt.

Wegen ihres Nikotingehalts, der derzeit bestehenden Produktmängel und ihrer Verwendung als Ersatz für Zigaretten sollten elektrische Zigaretten, wie von der Europäischen Kommission vorgeschlagen, bei der Neufassung der Europäischen Tabakproduktrichtlinie als Arzneimittel einzustufen, so das DKFZ.

"Der Verbraucher sollte sich darauf verlassen können, dass ein Produkt gesundheitlich unbedenklich ist - und das ist bei der elektrischen Zigarette nicht gegeben", sagte Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention und des WHO-Kollaborationzentrums für Tabakkontrolle am DKFZ. Derzeit wisse der Verbraucher kaum, was er mit elektrischen Zigaretten konsumiere: Die Nikotinmenge sei nicht selten ungenau oder sogar falsch deklariert, das Nikotin gelange je nach Gerät unterschiedlich gut in den Nebel, der inhaliert wird.

Überdosierungen bis hin zu Vergiftungserscheinungen

Die Experten: "Dadurch kann es zu Überdosierungen bis hin zu Vergiftungserscheinungen kommen. Die Flüssigkeiten, mit denen die E-Zigaretten bestückt werden, enthalten Inhaltsstoffe, welche die Atemwege reizen und zu allergischen Reaktionen führen können. Der Nebel mancher Liquids enthält krebserzeugende Substanzen wie Formaldehyd, Acetaldehyd, Acrolein, Nickel und Chrom.

Nach der aktuellen Datenlage könnten demnach elektrische Zigaretten zwar Entzugssymptome lindern, ob sie aber zu einem dauerhaften Rauchstopp verhelfen, sei derzeit noch nicht erwiesen. Im Moment bestehe für E-Zigaretten noch dringender Forschungsbedarf hinsichtlich der Produktqualität, der Inhaltsstoffe, der gesundheitlichen Auswirkungen und der Wirksamkeit der Produkte als Hilfsmittel für einen Rauchstopp.

"Die elektrische Zigarette, die das abhängig machende Nikotin enthält, sollte nur nach eingehender Prüfung der Produktqualität, seiner Wirkungen und Nebenwirkungen ausschließlich für Raucher zugelassen werden, die eine weniger schädliche Alternative zum Rauchen oder ein Hilfsmittel zum Rauchstopp suchen", sagte Martina Pötschke-Langer. Dann seien diese Produkte als Arzneimittel aufzufassen und zu reglementieren. (APA/red, derStandard.at, 14.5.2013)