Guatemala-Stadt - Nach dem historischen Urteil gegen den ehemaligen guatemaltekischen Diktator Efrain Rios Montt fordern Menschenrechtler eine Wiedergutmachung. Die Opfer der Gräueltaten sollen entschädigt werden. Unterdessen gehen Anhänger des Ex-Diktators für die Freilassung des 86-Jährigen auf die Straße.

Nach dem Schuldspruch haben Menschenrechtsorganisationen und die Staatsanwaltschaft eine Entschädigung der Opfer gefordert. Außerdem solle die Regierung von Guatemala wegen des Genozids am Maya-Volk der Ixil vor den Vereinten Nationen um Verzeihung bitten, sagten die Anwälte der Opfer und Vertreter der Anklage am Montag.

Montt in Krankenhaus

Rios Montt wurde unterdessen wegen Bluthochdrucks und Problemen mit der Prostata von seiner Zelle im Militärgefängnis Matamoros in ein Krankenhaus verlegt. Auch der frühere Geheimdienstchef Jose Mauricio Rodriguez Sanchez, der am Freitag freigesprochen wurde, befindet sich in ärztlicher Behandlung.

Rios Montt war am Freitag wegen Völkermords und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 80 Jahren Haft verurteilt worden. Während seiner Herrschaft von März 1982 bis August 1983 war er für Mord, Folter und die Zwangsumsiedlung tausender Indios verantwortlich.

Pro Montt-Demonstrationen

Der Schuldspruch könnte das Land spalten. Am Montag demonstrierten in der Stadt Huehuetenango im Norden des Landes rund 3000 Anhänger einer Miliz gegen das Urteil, wie die Zeitung "Prensa Libre" in ihrer Onlineausgabe berichtete. Demnach drohte ein Sprecher der Gruppe damit, Landstraßen zu besetzen und auf die Hauptstadt zu marschieren, sollte das Urteil nicht aufgehoben werden.

Bereits am Sonntag hatten Anhänger von Rios Montt vor dem Militärgefängnis Matamoros in Guatemala-Stadt für die Freilassung des 86-jährigen Ex-Diktators demonstriert.

Die Vertreter der Opfer stellten am Montag auch eine ganze Reihe von Forderungen zur symbolischen Wiedergutmachung: So sollen in Gedenken an den Völkermord ein Denkmal und ein Kulturzentrum im Siedlungsgebiet der Ixil im Norden des Landes errichtet werden.

Massaker an Indigenen

Zudem forderten sie, den 23. März zum Nationalen Tag gegen den Völkermord zu machen. An diesem Datum hatte Rios Montt 1982 die Macht ergriffen. Außerdem sollten Menschenrechte und humanitäres Völkerrecht in den Schulen des Landes künftig auf dem Lehrplan stehen.

Rios Montt habe die absolute Befehlsgewalt über die Armee gehabt, hatte Staatsanwalt Orlando Lopez in seinem Schlussplädoyer gesagt. Bei den Verbrechen im Departamento Quiche im Norden des Landes wurden bei 15 Massakern 1771 Ixil-Maya umgebracht. Mit Rios Montt wurde nach Angaben von Aktivisten erstmals weltweit ein Bürger in seinem eigenen Land wegen Völkermords verurteilt. Bisher wurden derartige Urteile nur von internationalen Gerichten gefällt. (APA, 14.5.2013)