Wien - Nach Deutschland will der japanische Amazon-Konkurrent Rakuten auch in Österreich Fuß fassen. Der nach eigenen Angaben drittgrößte Internethändler der Welt ist mit einem eigenen Österreich-Webshop mit derzeit rund 200 heimischen Händlern gestartet. Bis Jahresende sollen rund 1000 Austro-Handelsbetriebe am Rakuten-Marktplatz ihre Produkte anbieten. In Österreich gebe es im Vergleich zur Wirtschaftsleistung wenige Webshops, erklärte Rakuten-Österreich-Chef Dieter Kindl am Montag.

Vor allem kleineren und mittleren Handelsbetrieben soll der Internethandel schmackhaft gemacht werden. Mittelfristig will Rakuten der größte Marktplatz für mittelständische Austro-Unternehmen werden.

Im Gegensatz zu Amazon verkauft Rakuten selbst keine Waren und bietet fixfertige Webshops gegen eine monatliche Gebühr von 39 Euro und eine Verkaufsprovision pro Artikel von fünf bis neun Prozent an. Im Vergleich zu den Kosten eines eigenen Online-Shops - Errichtung, Betrieb, Bewerbung - seien die Gebühren vernachlässigbar, sagte Kindl.

Eigene Software

Rakuten bietet den Händlern eine eigene Shopsoftware, einen Webshop - auch mit eigener Internetdomain - und übernimmt das Abrechnungs- und Transaktionsmanagement. Als besonderes Zuckerl für die Händler übernimmt der Internethändler das Zahlungsausfallsrisiko für alle am Marktplatz bestellten Produkte. Der Versand muss von den Händler selbst organisiert werden.

Am japanischen Rakuten-Marktplatz sind derzeit 40.000 Händler mit rund 100 Millionen Artikeln aktiv, 79 Millionen Nutzer sind registriert. In Japan ist das Unternehmen auch größte Online-Bank. Im Bereich E-Commerce ist Rakuten neben Japan bisher in 14 Ländern aktiv. Weltweit hat Rakuten rund 10.000 Beschäftigte. In Österreich startet der Internethändler mit vergleichsweise bescheidenen 15 Mitarbeitern.

Der 1997 von Hiroshi Mikitani gegründete Online-Basar, wie der Ex-Banker sein Konzept bezeichnet, ist in den vergangenen Jahren global auf Einkaufstour gegangen. Erworben wurden dabei unter anderem die kanadische E-Book- und E-Reader-Firma Kobo, der französische Onlinehändler Priceminister und das US-Internetkaufhaus Buy.com. Im Vorjahr definierte es Mikitani als Ziel, innerhalb von fünf Jahren an Amazon vorbeiziehen zu wollen. "Modelle wie die von Amazon sind vielleicht effizient, aber kalt", definierte Mikitani kürzlich in einem Gespräch mit "Technology Review", "aber ich denke, Einkaufen sollte eine Erfahrung sein." (APA/kat, DER STANDARD, 14.5.2013)