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Athen lockt Fonds mit hoch­spekulativen Deals an.

Foto: Reuters/Behrakis

Athen/Wien - Seit drei Jahren steckt Griechenland in der Dauerkrise. Doch spekulative Hedgefonds entdecken das krisengeschüttelte Land für sich und investieren kräftig in das marode Bankensystem. Wie die "Financial Times" berichtet, werden eine Reihe von großen Fonds federführend an der Bankenrekapitalisierung der Alpha Bank und der Piraeus Bank teilnehmen. Darunter sind Farallon Capital, York Capital Management und QVT Financial, die zusammen mehr als 30 Milliarden Dollar an Vermögen verwalten. Damit kommen einige der weltgrößten Fonds ins Land.

Enorme Gewinne in Aussicht

Der Deal für Athens marode Institute lockt vor allem mit seiner Struktur: Wenn es den griechischen Banken gut geht, winken enorme Gewinne. "Das ist eine gehebelte Wette auf die griechische Wirtschaft. Hedgefonds lieben solche Wetten", sagt Gabriel Sterne. Der Ökonom ist Griechenland-Experte bei der Londoner Investmentbank Exotix und berät dort Hedgefonds. Den Hebel erhalten die Fonds etwa für die Rekapitalisierung der Alpha Bank, die bis Mitte Juni abgeschlossen sein soll.

Zusätzlich zu gezeichneten Aktien erhalten sie Optionsscheine. Diese berechtigen sie zum Kauf weiterer Aktien im Falle einer Erholung des Kurses und vervielfachen so die Gewinne. "Es schaut gut aus, dass private Investoren an den Kapitalerhöhungen teilnehmen", sagt Sterne. Denn gehe die Wette gut, "winken dank der Optionen enorme Profite." Achilles Risvas, Fondsmanager eines Hedgefonds, rechnet vor: Aus einem Plus von 50 Prozent bei den Aktien werden 400 Prozent bei den Optionen.

Volle Kassen

Der Bankendeal wurde den berüchtigten Fonds auch anderweitig schmackhaft gemacht. In den vergangenen Monaten haben eine Reihe von Fonds auf Griechenland-Anleihen gewettet und massiv gewonnen. Alleine Third Point, ein US-Fonds, hat eine halbe Milliarde Dollar verdient. Die aufgefüllte Kassa könnte daher für weitere Käufe genutzt werden.

Laut Daten der Investmentbank Barclays haben sich die Anleihenkurse seit Juni 2012 im Wert vervierfacht. Die zehnjährigen Renditen für den griechischen Staat haben sich deutlich eingeengt, auf zuletzt etwas weniger als zehn Prozent. Vor einem Jahr lag das Zinsniveau noch dreimal so hoch.

Erst in der vergangenen Woche ist etwa die Anleihenemission von Hellenic Petroleum, das teilprivatisierte Energieunternehmen, erfolgreich über die Bühne gegangen. Auch hier sollen Hedgefonds wesentlich zu den Käufern gezählt haben. Das Emissionsvolumen wurde wegen der hohen Nachfrage kurzerhand verdoppelt. Das Unternehmen nahm über eine halbe Milliarde Euro auf.

Dabei haben sich die Profi-Spekulanten zuletzt sehr schwer getan. Die globalen Aktienmärkte haben seit Jahresbeginn um mehr als zehn Prozent bis Ende April zugelegt. Doch Hedgefonds legten nur um vier Prozent zu, zeigen die Daten von Hedge Fund Research. Dennoch vertrauen Anleger der Hedgefonds-Branche mit 1820 Milliarden Euro aktuell so viel Kapital an wie noch nie. (Lukas Sustala, DER STANDARD, 14.5.2013)