Ach ja, Karl-Heinz Grasser. Möglicherweise die längste Unschuldsvermutung der Welt. Fünf Jahre wird gegen ihn ermittelt, wenn es eine Anklage wird, dann wohl eine wegen Steuerhinterziehung. Die anderen Sachen, Buwog-Privatisierung und so, da geht es sehr zäh vorwärts, wenn überhaupt.

Das Magazin Format veröffentlicht Auszüge aus einer Video-Gegenüberstellung (!), die die Justiz mit Grasser und seinem Steuerberater Peter H. durchführte. Kurzfassung: Grasser redet sich auf seinen Steuerberater aus, der ihm die bedenkliche Konstruktion für ein paar Millionen Einkünfte ans Herz gelegt habe. Eine bewährte Methode: Als Grasser 500.000 Euro im Plastiksackerl über die Schweizer Grenze brachte, war das ja auch für die Schwiegermutter, die seine Fähigkeiten (als Anleger) testen wollte. Bei der Buwog waren es die Freunderln wie Meischberger, für deren Provisionsschneiderei er auch nichts kann.

Jetzt ist also der Steuerberater schuld. Im Zuge der teilweise heftig geführten Konfrontation fiel dann wieder ein kultverdächtiges Grasser-Zitat: "Hab ich jemals auch nur eine eigene Steuererklärung abgegeben ohne einen Steuerberater? Nein, hab ich nicht, weil ich steuerlich so ungebildet bin."

Dies von einem Mann, der von 2000 bis 2007 Finanzminister war. Danke, dass uns ins Gedächtnis gerufen wurde, was schon fast vergessen war: auf wen da jahrelang die halbe Nation hereingefallen ist. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 11.5.2013)