Helsinki/Stockholm - Österreichs Chancen auf den Klassenerhalt sind am Donnerstag bei der Eishockey-WM in Helsinki beträchtlich gesunken. Die spielfreien Österreicher mussten mitansehen, wie ihre schärfsten Konkurrenten Lettland und Frankreich überraschende Siege feierten. Das bis dahin punktelose Lettland bezwang Vize-Weltmeister Slowakei mit 5:3, Frankreich feierte einen sensationellen 2:1-Erfolg über Titelverteidiger Russland.

Damit scheint Frankreich (6 Punkte) außer Reichweite, Lettland (3) schloss nach Punkten zu Österreich (3) auf. Die ÖEHV-Auswahl liegt dank des gewonnenen direkten Duells noch vor den Balten, hat aber das eindeutig schwerere Restprogramm zu absolvieren. Österreich trifft noch auf die Slowakei (Freitag), Finnland (Samstag) und Russland (Montag), während Lettland noch die Partien gegen Deutschland, Frankreich und Finnland ausständig hat.

Russen lange lustlos

Die Franzosen lieferten mit dem 2:1 (0:0,2:1,0:0) über Titelverteidiger und Rekordweltmeister Russland die bisher größte Überraschung des Turniers. Damien Fleury (30.) und Antoine Roussel (37.) erzielten die Tore zum ersten französischen Sieg in der WM-Geschichte gegen den 26-maligen Weltmeister. Die bisher so souveränen Russen enttäuschten diesmal auf ganzer Linie. Alexander Pereschogin brachte den Weltmeister in der 27. Minute in Führung, nachdem wenige Sekunden davor Alexander Radulow einen Penalty vergeben hatte.

Doch das russische Spiel kam auch dadurch nicht auf Touren. Im Gegenteil. Damien Fleury schaffte den Ausgleich (30.), Antoine Roussel von den Dallas Stars, einziger NHL-Spieler im Kader der Franzosen, schoss den krassen Außenseiter sogar in Führung (37.). Im Schlussdrittel verteidigten die Franzosen um Torhüter Florian Hardy den knappen Vorsprung erfolgreich, der Keeper Nummer drei parierte 28 von 29 Schüssen.

"Unglaublich"

"Es ist ein unglaublicher Erfolg für das französische Eishockey, es ist so fantastisch, dass wir den Weltmeister und die besten Spieler der Welt geschlagen haben. Als kleine Kinder haben wir die Russen bewundert und von einem Sieg gegen sie geträumt", sagte Teamchef Dave Henderson.

Die Franzosen, im letzten Jahr WM-Neunte, haben damit den Klassenerhalt so gut wie sicher geschafft und wahrten gar dieChance, erstmals seit 1995 wieder unter die Top Acht vorzustoßen. Die Russen dagegen gingen damit erstmals seit 2011 wieder als Verlierer vom Eis, seit damals hatte die Sbornaja 13 WM-Spiele in Serie gewinnen können.

Zinetula Biljaletdinow, Russlands Teamchef, gab sich bei der Pressekonferenz entsprechend wortkarg. "Es ist schwer zu erklären", meinte er nur, und antwortete auf die Frage nach der Erwartung für das Spiel gegen Finnland am Freitag ebenso kurz angebunden: "Hoffentlich besser."

Darzins mit Hattrick für Lettland

Im Abendspiel folgte dann Lettland mit der Überraschung, bei der Kapitän Lauris Darzins mit einem Hattrick herausragte. Die Letten gingen bereits nach 15 Sekunden durch Martins Cipulis in Führung, den Slowaken gelang aber nur 68 Sekunden später durch Tomas Zaborsky der Ausgleich (2.). Darzins mit einem Penalty (14.) und das von den Buffalo Sabres gedraftete, 19-jährige Supertalent Zemgus Girgensons im Powerplay (18.) sorgten aber für eine 3:1-Führung der Letten.

Tomas Surovy gelang der Anschlusstreffer (37.), doch ein ins eigene Tor abgefälschter Passversuch von Darzins warf die Slowaken wieder zurück. Nur 25 Sekunden nach Wiederbeginn vollendete Darzins seinen Hattrick und machte den Sieg perfekt.

Tschechien auch gegen Dänemark mit Problemen

In Stockholm setzte sich Tschechien mit viel Mühe gegen Dänemark durch. Der WM-Dritte siegte erst nach Penaltyschießen 2:1 und wahrte damit die Chance auf das Viertelfinale. Matchwinner der Tschechen, die im Turnierverlauf bereits zwei Niederlagen einstecken mussten, war Zbynek Irgl mit zwei Treffern im Shootout. Der Däne Julian Jakobsen vergab den entscheidenden zwölften Penalty.

Zbynek Michalek hatte Tschechien, das gröbere Probleme in der Chancenverwertung offenbarte, in der regulären Spielzeit in Führung gebracht (46.), Morten Poulsen gelang in der 56. Minute der Ausgleich.

Schwache Schweden

Im Schlager der Stockholm-Gruppe feierte Rekordweltmeister Kanada gegen den vor eigenem Publikum erneut nicht überzeugenden Gastgeber Schweden einen klaren 3:0-Sieg. Steven Stamkos brachte die Kanadier im Powerplay in Führung (9.), Luke Schenn (21.) und Jordan Staal (34.) sorgten im Mitteldrittel für die Entscheidung. (sid/APA/red - 9.5. 2013)

ERGEBNISSE vom Donnerstag:

Gruppe H in Helsinki:

Russland - Frankreich 1:2 (0:0,1:2,0:0). Tore: Pereschogin (27.) bzw. Fleury (30.), A. Roussel (37.).

Slowakei - Lettland 3:5 (1:3,1:1,1:1). Tore: Zaborsky (2.), Surovy (37., 60./PP) bzw. Cipulis (1.), Darzins (14./Penalty, 39., 41.), Girgensons (18./PP).

Gruppe S in Stockholm:

Tschechien - Dänemark 2:1 n.P. (0:0,0:0,1:1;0:0;1:0). Tore: Michalek (46.), Irgl (entscheidender Penalty) bzw. Poulsen (56.).

Schweden - Kanada 0:3 (0:1,0:2,0:0). Tore: Stamkos (9./PP), Schenn (21.), J. Staal (34.).