Linz/Wien - Eine am 14. April stattgefundene Plakat-Aktion der Wiener bildenden Künstlerin Marika Schmiedt, die in ihren Arbeiten die Verfolgung und Diskriminierung der Roma in Europa thematisierte, sorgt für Diskussionen in Linz. Nach einem Protest von Passanten, welche die Werke gegenteilig verstanden, wurden diese von der Polizei entfernt und dabei beschädigt, schließlich zerstört.  Die Polizei bedauert ihre Vorgangsweise nachträglich, wie eine Anfrage am Mittwoch ergab.

Im  April hatte ein Verein einen "Tag der Offenen Tür" in der Linzer Altstadt organisiert, die Eröffnung einer mit Collagen beklebten Bretterwand vor einer Baustelle war Teil davon, thematisch ging es vor allem um die Minderheitenpolitik des ungarischen Staates. Die allen rechtlichen Bestimmungen entsprechende, provokant-satirisch angelegte Kunstaktion im öffentlichen Raum erfolgte in Anwesenheit von Bürgermeister Franz Dobusch, Stadträtin Eva Schobesberger  und des Linzer Kulturdirektors Julius Stieber. Dabei wurde auch klar die antirassistische Absicht von Schmiedts Werken erklärt. Doch schon bei dieser Veranstaltung gab es Proteste gegen die Plakate, zwei Tage später waren die Werke der Künstlerin nicht mehr an ihrem Ort. Seither heißt es immer wieder, die Polizei habe sie im Auftrag des Verfassungsschutzes mit der Begründung entfernt, dass sie mutmaßlich rassistisch seien.

Das Verschwinden der Plakate sorgte für einiges Befremden: Die Künstlerin wandte sich per Blogeintrag mit einem öffentlichen Brief an die Polizei, die IG Kultur kommentierte einen Aufruf zur Aufklärung mit "Verkehrte Welt!", die Webseite Roma-Service.at betitelte einen Artikel mit "Linz: Eklat am Baustellenzaun".

Anzeige durch Journalisten

Das Landespolizeikommando Oberösterreich hat am Mittwoch nach einer Untersuchung auf Anfrage dazu eine Stellungnahme abgegeben. Demnach habe sich am 16. April ein Linzer Journalist an den Journaldienst des Landesamtes für Verfassungsschutz telefonisch gewandt, "als Staatsbürger" auf die Collagen hingewiesen, den Verdacht geäußert, dass sie rassistisch und verhetzend seien, und um Überprüfung ersucht.

Wegen dieser Anzeige hätten sich Polizeibeamte zu der Baustelle begeben und dort mehrere Personen angetroffen, die durch die Plakate "sehr verstört" gewesen seien. Die Beamten entfernten die wenigen noch vorhandenen der ursprünglich 32 Werke und nahmen sie in Verwahrung. Bei der Abnahme wurden sie aber beschädigt. Deshalb sei bei einem der Veranstalter, der Linzer Kultureinrichtung "Stadtwerkstatt", angefragt worden, was damit geschehen solle. Die Antwort sei gewesen, sie könnten nun weggeworfen werden, so die Darstellung der Polizei.

Das Landespolizeikommando stellte ergänzend fest, die einschreitenden Beamten hätten eine Güterabwägung vornehmen müssen. In keinem Fall sei es die Absicht gewesen, Kunstwerke zu zerstören. Sollte sich die Künstlerin durch das Einschreiten verletzt fühlen, tue das der Polizei leid. Man werde das Gespräch mit ihr und erneut mit dem Veranstalter suchen. (APA, red, derStandard.at, 8.5.2013)