Wien/Klagenfurt - Unter akutem Abverkaufsdruck aus Brüssel wälzen Berater der Regierung in Sachen Hypo Alpe Adria Szenarien, wie Milliardenschäden fürs Budget abgewehrt werden könnten. Insider gehen aber davon aus, dass die Steuerzahler für die Hypo heuer wieder tief in die Tasche werden greifen müssen. Eine Totalzerschlagung soll mit dem nachdrücklichen Hinweis auf die Systemrelevanz mehrerer Hypo-Töchter auf dem Balkan vom Tisch gewischt werden, wurde betont.

Mittwochfrüh tagte der von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) eingesetzte Krisenrat höchstkarätig zum ersten Mal. Die Hypo wurde damit zur Chefsache. Die EU will in drei Wochen ein tragfähiges neues Restrukturierungskonzept. Bleibt es bei der Androhung des Wettbewerbskommissars (Verkauf aller operativen Banktöchter bis Jahresende 2013 oder Schließung), kann Österreich 2013 in Sachen Hypo schon einmal weitere zwei Milliarden Euro Steuergeld in den Wind schreiben.

Würde die Hypo gleich ganz zerschlagen, kostete das bis zu 16 Milliarden Euro (14 Mrd. Euro für die Republik), begleitet von der Gefahr eines Bank Run. Diese Größenordnung hat die Nationalbank in einem Crash-Szenario skizziert. Könnte man die EU zu etwas mehr Zeit bewegen, wäre das billiger, betonen die Beteiligten in Österreich.

Bad Bank

Die Rede ist dabei auch von einer Bad Bank, in der der alte risikobelastete Abbauteil samt weiterer derzeit unverkäuflicher Assets abgeladen werden könnte. Von einem Volumen von 12 bis 15 Mrd. Euro wird bisher gesprochen. Um zu verhindern, dass diese Summe gleich auf die Staatsschuld durchschlägt, könnten Investmentbanker sich auf die Suche nach privaten Investoren (Fonds etc.) machen, um so eine "Marktmehrheit" in der Abwicklungsgesellschaft darzustellen, heißt es in befassten Kreisen. Dem Vernehmen nach sollen auch österreichische Finanzinstitute angesprochen werden.

Mit einer ähnlichen Auffangkonstruktion hat Irland die Bilanzen seiner Krisenbanken bereinigt, und damit die Abwicklung etwa der 2009 notverstaatlichten Anglo Irish ermöglicht. In die irische Bad Bank "Nama" (National Asset Management Agency) wurden vor allem faule Immobilienkredite der irischen Krisenbanken ausgelagert. Der Staat fand zur Gründung der Bad Bank "Investoren", die für die nötige Mehrheit von 51 Prozent sorgten - namentlich irische Fonds und Versicherer.

Entscheidend für die Teilnahme nichtstaatlicher Unterstützer einer solchen Verwertungsgesellschaft sind die Bewertungen: Also Abschläge, mit denen die Finanzierungen und Beteiligungen dort übernommen werden. Abhängig von diesen Transferwerten werden in der verbliebenen Kernbankeinheit entsprechend Abschreibungen nötig, die wieder einen direkten staatlichen Kapitalnachschussbedarf eröffnen.

Die Hypo hat in ihrer vorläufig internen Abbaubank (Volumen 11,7 Mrd. Euro) den Großteil der Kredite schon wertberichtigt. Würden wie zu erwarten zusätzliche Volumina ausgeparkt, wäre hier "Bewertungsspielraum", heißt es.

Im Ernstfall könnte auch den Bayern wieder gedroht werden, am Beispiel Zypern: Also mit einer Beteiligung von Großgläubigern am wieder gestiegenen Risiko. Da geht es vorrangig um die Kreditmilliarden, die die Bayerische Landesbank (BayernLB) noch in der Hypo stecken hat. Die Bayern müssten auf jeden Fall überzeugt werden, einer Bad Bank zuzustimmen. (APA, 8.5.2013)