Chronische Herzschwäche (Herzinsuffizienz) wird nach Angaben österreichischer Experten in ihrer Bedeutung von Patienten und Ärzten in ihrer Gefährlichkeit unterschätzt.

Die europäische Kardiologengesellschaft ESC geht europaweit von 28 Millionen Betroffenen aus. Allein in Österreich sind 250.000 bis 300.000 Menschen an Herzschwäche (Herzinsuffizienz) erkrankt. 

Häufigste Aufnahmediagnose in Österreich

"Rund ein Prozent der Bevölkerung im Alter von 45 bis 55 Jahren leidet an Herzschwäche. Bei den 80-Jährigen sind bereits zehn Prozent betroffen. Herzschwäche ist die häufigste Aufnahmediagnose in Krankenhäusern bei Patienten über 65 Jahren. Das bedeutet in Österreich jährlich 27.000 Krankenhausaufnahmen aufgrund der Diagnose Herzinsuffizienz", betonte Kardiologe Christian Ebner vom Krankenhaus der Elisabethinen Linz und Leiter der Arbeitsgruppe Herzinsuffizienz der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft anlässlich des bevorstehenden europäischen Herzschwäche-Tages am 11. Mai.

Eine europaweite Studie verglich das Wissen in der Bevölkerung über Herzinsuffizienz und Schlaganfall. Während rund die Hälfte der Befragten typische Schlaganfall-Symptome korrekt zuordnen konnten, war das bei der Herzinsuffizienz nur bei drei Prozent der Fall.

"Kurzatmigkeit oder Atemnot, beispielsweise beim Stiegensteigen, werden oft als 'normale' Alterserscheinung oder als Mangel an Kondition fehlinterpretiert, eine leichte Schwellung der Unterschenkel infolge von Wassereinlagerungen wird häufig ignoriert", warnte Ebner. Im letzten Stadium der Erkrankung (NYHA IV) liegt das Risiko, innerhalb eines Jahres zu sterben, bei rund 50 Prozent. Soweit soll es durch Therapie im Frühstadium möglichst nicht kommen.

Hohe Sterblichkeit bei inadäquater Therapie

Einen anderen problematischen Trend bei der Versorgung zeigen Daten aus dem österreichischen Herzinsuffizienz-Register, das derzeit die Daten von mehr als 4.600 Patienten erfasst, die ambulant in Krankenanstalten oder Ordinationen in ganz Österreich behandelt werden. 64 Prozent der Herzinsuffizienz-Patienten erhalten nicht einmal 50 Prozent der in den entsprechenden Leitlinien empfohlenen Medikamentendosierungen.

"Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines Jahres zu versterben oder wegen kardialer Dekompensation (Pumpversagen des Herzens; Anm.) hospitalisiert zu werden, ist für Patienten mit inadäquater Therapie um 52 Prozent höher als unter einer leitliniengerechten optimierten Therapie", so Deddo Mörtl (Landeskrankenhaus St. Pölten) .

Unregelmäßige Einnahme der Medikamente

Eine vor kurzem vom Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger in Auftrag gegebene Untersuchung mit Daten von rund 37.000 Patienten zeigte, dass rund die Hälfte der Patienten ihre Medikamente nicht regelmäßig einnehmen. Die Folgen sind vermeidbare Verschlechterungen der Krankheit, unnötige Krankenhausaufenthalte und vermeidbare vorzeitige Todesfälle.

Die Arbeitsgruppe Herzinsuffizienz in der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG) und der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger wollen das mit einer Informationsoffensive ändern. (APA/red, 7.5.2013)