Bild nicht mehr verfügbar.

Wolfang Mayrhuber sorgte für einigen Wirbel wegen seiner Kandidatur als Aufsichtsratchef der Lufthansa.

Foto: ap/Thomas Lohnes

Die Lufthansa flog am Montag durch schwere Turbulenzen. Nach Kritik einflussreicher Aktionäre zog Ex-Chef Wolfgang Mayrhuber seine Kandidatur für den Aufsichtsratsvorsitz zurück. Am Abend machte er eine Kehrtwende, er soll nun doch gewählt werden.

Wien/Frankfurt – Am Montagfrüh hatte der Ex-Chef der Lufthansa, Wolfgang Mayrhuber, genug. Einen Tag vor seiner Wahl zum Aufsichtsratschef der Airline zog er seine Kandidatur überraschenderweise zurück. Der Grund: massive Kritik von Fondsvertretern an der kurzen "Abkühlzeit"  von zwei Jahren nach seinem Ausscheiden als Vorstandschef sowie seine zahlreichen Aufsichtsratsfunktionen (Infineon, BMW, Münchener Rück, AUA). Zwölf Stunden später, nach langen Verhandlungen, zog der gebürtige Österreicher seinen Rückzug dann wieder zurück.

Laut Handelsblatt Online hätten die US-Fonds ihre Kritik zuvor zurückgenommen. Sie hätten "nicht bedacht, dass in Deutschland das duale System aus Aufsichtsrat und Vorstand vorgeschrieben ist und waren vom angelsächsischen Einheitsboard ausgegangen" , habe die Lufthansa erklärt. Für Spannung in der Lufthansa-Hauptversammlung, heute Dienstag, ist somit gesorgt.

Denn: Gegner hat der 66-Jährige trotzdem. Für Ingo Speich, Portfoliomanager bei Union Investment und zuständig für aktives Aktionärstum, hinterfrage man die "alte Strategie, für die Mayerhuber verantwortlich war. Er hat in der Vergangenheit Entscheidungen getroffen, die noch heute negativ auf die Lufthansa wirken" . Der neue Sanierer an der Spitze der Lufthansa, Christoph Franz, brauche aber vollen Rückhalt eines un­voreingenommenen Aufsichtsrats, sagte Speich zum Standard. Er werde daher auch gegen Karl-Ludwig Kley, Ex-Finanzvorstand der Lufthansa, als Aufsichtsrat stimmen. Kley ist nun Chef des Chemie- und Pharmaunternehmens Merck.

Unmut der Belegschaft

Auch bei einigen Mitarbeitern herrscht Unmut über Mayr­huber. Er habe als Konzernlenker den Kauf verlustreicher Konkurrenten (AUA, bmi, Brussels) forciert, dabei jedoch Entscheidungen zur Erneuerung der Flotte, zum Ausbau der Billigfluggesellschaft Germanwings oder zur Asien-Expansion vernachlässigt, so der Tenor der Vorwürfe, die unlängst in einem anonymen Brief von führenden Mitarbeitern verbreitet wurden.

Christoph Franz, der 2011 als neuer Vorstandschef Mayrhuber nachfolgte, hält die Kritik am Amtsvorgänger für überzogen. Mayrhubers Entscheidungen müssten aus der Zeit, in der sie gefällt wurden, beurteilt werden – und nicht mit dem heutigen Wissen.

Zu den ursprünglichen Kritikern an der Bestellung Mayrhubers gehörte vor allem die einflussreiche Organisation In­stitutional Shareholder Servi­ces (ISS), die Fondsgesellschaften und andere institutionelle Investoren berät. Sie hatte den Aktionären vor der Hauptversammlung nahegelegt, Mayrhubers Wahl nicht zu unterstützen. Adressaten der ISS sind ausländische Aktionäre, die an der Lufthansa rund 36 Prozent halten.

Zwar war der designierte Nachfolger Webers nach seinem Abschied als Vorstandsvorsitzender nicht direkt in den Aufsichtsrat gerückt und habe die Lufthansa für zwei Jahre verlassen, um die Anforderungen an eine gute Un­ternehmensführung (Corporate Go­vernance) zu erfüllen, hieß es, doch diese "Abkühlungsphase"  erschien den ISS-Vertretern als zu kurz. Eine Ansicht, die sie im Lauf des Montags dann aber revidiert oder relativiert haben dürften.

Die Lufthansa ist nicht der erste Dax-Konzern, dem ISS nahegetreten ist: Die Berater haben jüngst auch Front gegen die Fusion der Telekom-Krisentochter T-Mobile USA mit US-Rivalen MetroPCS gemacht. Telekom ist eingeknickt und hat ihr Übernahmeangebot verbessert. (cr, sulu, APA, DER STANDARD, 7.5.2013)