Graz - Frau Richter (Monika Klengel) setzt als Direktorin eines Grazer Gymnasiums, das man als Destillat aus den acht Gymnasien des rechten Mur-Ufers mit der Postleitzahl 8020 sehen kann, die Segel für das Projekt Magellan: Es wird der Schule Prestige, Schülerzustrom und Werteinheiten sichern, aber auch die Karriere der Schulleiterin vorantreiben. Mit diesem Vorhaben soll die Vision einer modernen Pädagogik verwirklicht werden.

Nicht alle Lehrkräfte sind jedoch davon begeistert: Am deutlichsten drückt das Deutschlehrerin Marianne Apfelknab (Beatrix Brunschko) aus, die Hochsprache verweigert. Auch die perfektionistische Englischprofessorin Elisabeth Friedl (Martina Zinner) und Religionslehrer Herwig Neuwirth (Franz Solar) müssen Widerstände überwinden, während René Flüger (Simon Käser), der Turnen und Geografie unterrichtet, lässig an die Sache herangeht.

Mit romantischem Enthusiasmus beginnt schließlich der kanadische Sprachassistent Adam (Jacob Banigan) das Filmprojekt Wir erkunden 8020; doch Kommunikationsprobleme bleiben nicht aus. Regisseur Helmut Köpping verdichtet sie zu umwerfend komischen Szenen, wenn etwa Native Speaker Adam und der Religionslehrer, der nicht Englisch kann, einander ihr Herz ausschütten oder dem Sprachassistenten die Schulbürokratie erklärt wird.

Ausstatterin Heike Barnard hat eine kleine Box auf die Probebühne gestellt, die von der Direktorin herumgeschoben wird. Hier gilt "Freedom of Speech für Lehrer", hier befreien sie sich vom Frust über Respektlosigkeiten. Von der Seite aber beobachten drei Damen das Geschehen - eine Anspielung auf den antiken Chor.

Selbiger steuert die epischen und musikalischen Elemente bei und ist für die Direktorin innere Stimme und Volkes Stimme zugleich. Auf dem Höhepunkt ihrer Erschöpfung weist sie dessen Vorwürfe vehement zurück: Beim Versuch, ein Ort des Lernens, der Sicherheit und der gelebten Integration zu sein, werde die Schule von der Gesetzgebung im Stich gelassen. Hier vereint das Theater im Bahnhof (in Kooperation mit dem Schauspielhaus) Humor und gesellschaftliches Engagement. (Beate Frakele, DER STANDARD, 7.5.2013)