Wie fühlt es sich an, wenn man im Forum den Mund aufmacht? Poster Florian Zellmayer mit seinem Blickwinkel.

Foto: derStandard.at/Christian Burger

Das Forum im STANDARD ist lebhaft und gut besucht, optisch ansprechend gestaltet und praktisch zu bedienen. Es ist aus diesen Gründen den Foren anderer österreichischer Printmedien vorzuziehen. Allerdings gibt es da, wie viele Poster aus eigener leidvoller Erfahrung bestätigen werden, das berüchtigte und viel beklagte Karma (siehe zum Beispiel Forum zu "Rätselhaftes Wesen Foromat").

Mein eigenes Karma ist im Moment, um es vielleicht einmal ein wenig beschönigend auszudrücken, miserabel. Ich habe zwar einige dunkle Ahnungen, warum das so sein könnte, kann es mir letzten Endes aber nicht wirklich schlüssig erklären.

Als gemäßigt Rechter im Forum

Wie man an meinen Postings ohne Zweifel nachvollziehen kann, stehe ich ideologisch zwar nicht am rechten Rand, aber durchaus rechts der Mitte. Ich ordne mich zwar nur ungern einer bestimmten Partei zu und bin meist Nichtwähler, habe jedoch eine gewisse Affinität zur ÖVP.

Ich weiche damit natürlich deutlich von der Blattlinie und möglicherweise auch von der Mehrheit der anderen Poster im Forum ab. Über einen Mangel an Zustimmung in Form der berüchtigten Stricherln kann ich mich allerdings dennoch nicht beschweren. Eine unmittelbare Folge dieser ideologischen Standortbestimmung ist natürlich, dass ich nicht wenige Postings verfasse, die bei der Redaktion und auch bei vielen Postern mitunter einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen mögen.

Deckungsungleiche Meinungen

Mein ideologischer Standpunkt wurde von anderen Usern im Forum schon auf sehr vielfältige Weise interpretiert, oft in Form von nicht unbedingt schmeichelhaften Zuordnungen. Von dem Vorwurf, ein "xenophober Rassist" zu sein, bis zu der Empfehlung, Flüchtlinge doch bei mir "zu Hause aufzunehmen, wenn ich sie so gerne habe", war da ziemlich alles dabei.

Das mag im Einzelfall nicht besonders angenehm sein, ist aber doch ein beruhigender Indikator für die Vielfalt der Meinungen im Forum. Schlussendlich lebt jede wirklich erhellende Diskussion auch von dieser Vielfalt. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass ein Posting nur selten mit der Meinung eines beliebigen anderen Posters oder der Redaktion hundertprozentig konform gehen wird.

Im Ton vergriffen

Selbstverständlich habe ich die Forenregeln schon verletzt. Manchmal bekommt man beleidigende Antworten auf Postings. Manchmal wird man oberlehrerhaft zurechtgewiesen oder für einen heute vielleicht nicht mehr zeitgeistkonformen Standpunkt lächerlich gemacht. Manchmal ärgert man sich auch einfach über die Meinung eines anderen Posters. Nicht allzu selten hat man bloß einen schlechten Tag.

Da kann es natürlich vorkommen, dass der Tonfall eines Postings unter der Latte der guten Umgangsformen durchrutscht. Ich stehe dazu, dass mir das hin und wieder passiert. Schließlich bin ich nur ein ganz normaler Mensch mit Fehlern, Schwächen und einer Reizschwelle, die überschritten werden kann. Ich möchte allerdings behaupten, dass ich die Forenregeln nicht in einer Häufigkeit verletze, die mein überaus schlechtes Karma rechtfertigen würde.

Einige Zukunftsfragen

Eine gesunde Demokratie lebt von der Vielfalt und Probleme werden durch den offenen Diskurs gelöst. Ein solcher offener Diskurs sollte von Sprechtabus und Denkschablonen möglichst verschont bleiben und das Ansprechen von wahrgenommenen Problemen und Schieflagen mit einem Minimum an sprachlichem Zuckerguss und tarnenden Wortgirlanden zulassen. Dass dabei manchmal wenig zeitgeistkonforme Meinungen vertreten werden, dass der Tonfall für manche Ohren mitunter zu wünschen übrig lässt und dass sich so mancher vielleicht auch beleidigt fühlen könnte, ist unvermeidlich.

Ich selbst habe aus der Diskussion mit anderen Postern schon viele interessante Anregungen und durchaus auch die eine oder andere Modifikation meines eigenen Standpunktes mit nach Hause genommen. Hoffen wir, dass das auch in Zukunft so bleibt. (Florian Zellmayer, derStandard.at, 7.5.2013)