Ende vergangenen Jahres kam Peter Röhrigs erstes Enkelkind auf die Welt.

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"Und von Schnullern kannst du leben?" Jahrelang hat sich Peter Röhrig auf diese Frage eine eloquente Antwort zurechtlegen müssen, heute ist das nicht mehr notwendig. "Ich hab's bewiesen", lacht der 65-jährige Wiener sichtlich zufrieden. Als Gründer von MAM Babyartikel kann der gelernte Kunststoffingenieur recht entspannt auf die Erfolgsgeschichte seiner Designerschnuller blicken, an denen heute Babys in 48 Ländern auf fünf Kontinenten nuckeln. In den USA, Österreich und in vielen anderen europäischen Ländern ist der Schnullerhersteller aus Wien Marktführer. In Skandinavien haben sogar neun von zehn Babys MAM-Schnuller im Mund.

Dass er seine Existenz dereinst auf Babynuckel bauen würde, sei zu Beginn seiner Karriere noch nicht klar gewesen, erzählt Röhrig, sehr wohl aber, dass er in den väterlichen Kunststoffbetrieb einsteigen würde. "Dort gab es Maschinen, es gab interessante Leute, alles war neu und erst am Beginn", erinnert sich Röhrig an seine beruflichen Anfänge in den späten 60ern. Und etwas Neues auszuprobieren und aufzubauen, das habe ihn als Kind schon gereizt.

So ließ der ambitionierte Sohn die väterlichen Produkte - von der Plastikschüssel bis zum PEZ-Spender - hinter sich und begann, mit einem Expertenteam aus Betriebsberatern und Kreativen etwas Eigenes zu entwickeln. Von rund zehn Geschäftsideen gewann: der Schnuller.

Ästhetisch ansprechend

Das Credo für seine Arbeit sei immer schon das Teamwork mit Fachleuten verschiedener Disziplinen gewesen, sagt der Wiener Unternehmer: "Wenn man sich die guten Leut' zusammenholt, kommt immer etwas Kreatives und Positives dabei heraus." So versammelte Röhrig schon zur Entwicklung seiner ersten Modelle nicht nur Techniker, Kinder- und Zahnärzte, sondern auch Designer am gemeinsamen Arbeitstisch. Denn sein Produkt für den Babymund sollte nicht nur medizinisch sicher und funktionell sein, sondern auch ästhetisch ansprechend. Design habe ihn immer schon interessiert, erzählt Röhrig, allerdings nur in dem Sinn, wie der Begriff im englischsprachigen Raum verstanden werde: "Dort hat Design mehr mit Engeneering zu tun als mit Mode." Weshalb er sich von Beginn an der Formel "form follows function" verpflichtet gefühlt habe, so Röhrig.

Es war Anfang der 70er, als der damals 25-jährige Jungunternehmer an der Wiener Universität für angewandte Kunst vorstellig wurde - schließlich sollte es ja nicht irgendjemand sein, der seinem neuen Produkt das entsprechende Erscheinungsbild gab. Er stieß auf Professor Ernst Beranek und jede Menge Verwunderung. "Ich kann mich noch genau an den Gesichtsausdruck erinnern, als ich ihm sagte: 'Ich hätte gern, dass Sie mir einen Schnuller machen'", erinnert sich Röhrig. Beranek und sein Designpartner Harald Kubelka sollten für die kommenden 40 Jahre die Gestaltung der MAM-Produkte prägen.

Wissenschaftlich geprüft

Neben Designern und Ingenieuren gehören zu dem Ottakringer Babyartikel-Unternehmen unter anderem auch eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung in Siegendorf und eine eigene Latexproduktion in Thailand. Die hauseigene Datenbank umfasst mehr als 8500 wissenschaftliche Studien aus Medizin und Technik - worauf Röhrig gerne verweist, wenn er wortreich zu Themen wie plötzlicher Kindstod oder offener Biss und den jeweiligen Zusammenhang zur Schnullerbenutzung referiert.

Der Kritik von Schnuller-Gegnern, das Nuckeln am Zuz störe das Stillen, begegne er indessen "belustigt", winkt Röhrig ab, weil die Wissenschaft draufgekommen sei, dass das gar nicht stimme. Und der MAM-Chef hat auch gleich ein Argument samt rhetorischer Frage parat: "Skandinavien etwa hat in Europa eine der höchsten Stillraten und zugleich die höchste Benutzungsrate bei Schnullern. Wie passt das zusammen?"

Seit kurzem hat der Familienmensch und Vater zweier Söhne auch privat wieder einen ganz engen Bezug zu Babythemen: Ende vergangenen Jahres kam sein erstes Enkelkind, Paulina, auf die Welt. An Schnullern, Fläschchen und Beißringen aus Opas Produktion wird es ihr nicht mangeln. (Barbara Schwarcz, Magazin "Family", DER STANDARD, 7.5.2013)