Nationalismus ist zwar in Ungarn nichts Neues, seit der Wende demonstriert er sich aber immer stärker und er wird von der breiten Masse akzeptiert und als salonfähig empfunden. Bei der vergangenen Parlamentswahl erreichten die nationalistischen Kräfte 70 Prozent der Stimmen, aufgrund des Wahlsystems ergab das 80 Prozent der Parlamentsmandate. Mit dem Erdrutschsieg der Fidesz-Regierung und dem Einzug von Jobbik ins Parlament erlebte der ungarische Nationalismus einen starken Schub, der sich auch im Alltag manifestiert.

Historisch beziehen sich viele nationale Debatten auf den Friedensvertrag von Trianon aus dem Jahr 1920. Dieser wurde für viele Ungarn zu einem nationalen Trauma. Der Nachkriegsvertrag bedeutete für das Königreich den Verlust von fast 70 Prozent seiner Fläche. Rund ein Drittel der ungarischen Bevölkerung blieb außerhalb der neuen Grenzen. In den nationalistischen Tiraden der Regierungspartei Fidesz und der ultrarechten Jobbik wird der Trianon-Vertrag oft thematisiert.

Die Ansichtssache zeigt nationalistische Symbole aus dem Alltagsleben in Ungarn, die den Rechtsruck des Landes sichtbar machen.

Zu den immer häufiger auftauchenden Symbolen der ungarischen Rechten gehören die Großungarn-Sticker auf Autos, die in verschiedensten Farben und mit diversen Symbolen in rechtsnationalistischen Geschäften zu kaufen sind.

Foto: Balazs Csekö

"Ungarisches Kind an Bord", heißt es auf diesem Großungarn-Sticker.

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Die Buchhandlung Szkítia im Budapester Stadtzentrum, in der rechte Literatur erhältlich ist.

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Das Szkíta-Volkskunstgeschäft befindet sich wenige Schritte weiter. An der Eingangstür: Symbole der extremen Rechten.

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Die altungarische Schrift ist zu einem Identifizierungspunkt der Rechtsradikalen geworden. Im öffentlichen Leben taucht sie immer öfter auf. Die Jurta-Kneipe ist ein beliebter Treffpunkt von Jugendlichen, die das nationalistische Gedankengut teilen.

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Die Árpád-Fahne mit den rot-weiß-roten Streifen hat eine tausendjährige Geschichte. Im Zweiten Weltkrieg verwendeten sie die Pfeilkreuzler, die ungarischen Nationalsozialisten. Auf diesem Bild ist sie bei einer Jobbik-Kundgebung am 21. April auf dem Heldenplatz in Budapest zu sehen. Am gleichen Tag fand einige Kilometer weiter der "Marsch der Lebenden" statt, eine Gedenkfeier für die Opfer der Schoah.

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Bei der Jobbik-Veranstaltung wurde auch die Szekler-Fahne geschwungen. Die blau-golden-blaue Fahne mit Sonne und Halbmond ist nach dem letzten diplomatischen Konflikt mit Rumänien zu einem neuen Kennzeichen der rechtsnationalen Politik und ihrer Unterstützer geworden.

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Derzeit weht die Fahne der in Rumänien lebenden ungarischsprachigen Szekler unter anderem auf dem Parlamentsgebäude. Gleichzeitig ließ die Regierung von Premier Viktor Orbán die EU-Fahne vom Parlament entfernen.

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Der Kult um Reichsverweser Miklós Horthy, das langjährige Staatsoberhaupt des Königreichs Ungarn, wird immer stärker. Seine Statuen stehen in zahlreichen Orten des Landes. Ein Exemplar befindet sich beim Haupteingang der "Kirche der Heimkehr" (Hazatérés temploma) am Budapester Freiheitsplatz.

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An dem Kirchengebäude weht neben der Szekler-Fahne auch die Árpád-Fahne. Vor dem Eingang steht ein Patriarchenkreuz. Das auch als "Ungarisches Kreuz" benannte Doppelkreuz wurde von Jobbik errichtet. Zu der Kirche gehört der rechtsnationale Pfarrer Lóránt Hegedűs.

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Macht verleihen der radikalen Rechten auch diverse wöchentlich und monatlich erscheinende Magazine. "Barikád" gehört zu den wichtigsten Sprachrohren der rechtsradikalen Szene. In der aktuellen Ausgabe wird heftig darüber diskutiert, ob israelische Soldaten bei den Ausschreitungen gegen die sozialliberale Regierung 2006 als Polizisten eingesetzt wurden.

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Das Motto der Wochenzeitung "Világ Magyarsága" (Ungarntum der Welt) lautet: "Es gibt einen Gott, es gibt eine Welt."

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Die Monatszeitung "Magyar Oldal" (Ungarische Seite) zeigt Bilder der "Hauptdarsteller von 'mocsokrácia'" - ein Wortspiel aus "mocsok" (Dreck) und "demokrácia" (Demokratie).

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"Magyar Fórum" (Ungarisches Forum) ist die Zeitung von István Csurka. Csurka war bis zu seinem Tod 2012 eine Ikone des ungarischen Rechtsradikalismus.

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Die rechtsnationale Zeitschrift "Kárpátia" erscheint monatlich. Ihr Motto lautet: "Das Blatt der denkenden Ungarn".

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"Magyar Jelen" (Ungarische Gegenwart) ist die Zeitung des "nationalen Widerstands". Sie erscheint alle zwei Wochen. (Balazs Csekö, daStandard.at, 6.5.2013)

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