Berlin/Kabul - Erstmals seit fast zwei Jahren ist wieder ein deutscher Soldat in Afghanistan getötet worden. Die Bundeswehr teilte am Sonntag mit, ein weiterer deutscher Soldat sei beim Beschuss durch Aufständische am Samstag in Nordafghanistan verwundet worden. Beide gehörten der Elitetruppe Kommando Spezialkräfte (KSK) an. "Es ist der erste KSK-Soldat, der in Afghanistan gefallen ist", sagte Verteidigungsminister Thomas de Maizière in Berlin. Er zeigte sich erschüttert. "Ich bin unendlich traurig."

Außer dem Deutschen wurden am Samstag sieben US-Soldaten in Afghanistan getötet. Für die Internationale Schutztruppe ISAF war es der verlustreichste Tag seit Jahresbeginn. De Maizière sagte dazu: "Das war ein bitterer, ein blutiger Tag in Afghanistan. Wir werden ihn nicht vergessen."

Die Bundeswehr teilte mit, die KSK-Soldaten hätten eine afghanische Operation unterstützt. Die Sicherheitskräfte seien bei einer Operation in der Provinz Baghlan unter Beschuss geraten und hätten Luftunterstützung angefordert. Bei der späteren Erkundung der Schäden durch das Bombardement seien die deutschen Soldaten und afghanische Polizisten erneut beschossen worden. "Dabei wurden ein deutscher Soldat getötet und ein deutscher Soldat verwundet." Der Verwundete ist nach Angaben de Maizières außer Lebensgefahr.

53 tote Deutsche

Der Afghanistan-Einsatz kostete bisher 53 deutsche Soldaten das Leben. 35 davon starben bei Angriffen und Anschlägen. Über die Aktivitäten des KSK in Afghanistan ist nur wenig bekannt. Die Operationen der Kommandosoldaten werden geheim gehalten.

Zu einem weiteren Zwischenfall kam es in der Nacht auf Sonntag. Aufständische beschossen zwei Bundeswehr-Hubschrauber in Afghanistan, niemand sei verletzt worden, teilte die Bundeswehr mit. Die Helikopter des Typs CH-53 seien nicht beschädigt worden. Aufständische hätten die Hubschrauber, die von der nordafghanischen Provinz Baghlan in die Hauptstadt Kabul unterwegs waren, mit Flugabwehr- und Handfeuerwaffen angegriffen.

De Maizière sagte zum Tod des Soldaten: "Das ist eine schmerzliche, bittere Nachricht." Der Angriff werde an der Strategie der Bundeswehr in Afghanistan aber nichts ändern. "Der Weg bleibt richtig", sagte der Minister. Das gelte auch für die geplante Truppenpräsenz nach dem Ende des NATO-Kampfeinsatzes 2014. "Wir lassen das afghanische Volk nicht im Stich."

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle sprach von einem "schweren Rückschlag für unseren Einsatz". Trotzdem bleibe es beim vorgesehenen Zeitplan, die deutschen Kampftruppen bis Ende 2014 abzuziehen und den afghanischen Sicherheitskräften die Verantwortung zu überlassen. "Wir werden dem Terror und den Terroristen nicht nachgeben." Die Gewalt in Afghanistan hat wieder zugenommen. Am Sonntag vergangener Woche riefen die Taliban den Beginn ihrer Frühjahrsoffensive aus.

Bei einem Sprengstoffanschlag in der südafghanischen Provinz Kandahar wurden am Samstag fünf US-Soldaten getötet. Ebenfalls am Samstag erschoss ein afghanischer Soldat in der westafghanischen Provinz Farah zwei seiner amerikanischen Ausbilder. Auch der Attentäter wurde getötet. Aus afghanischen Sicherheitskreisen hieß es, es habe Streit zwischen den Soldaten gegeben. Die Taliban teilten dagegen mit, der Attentäter sei einer ihrer Schläfer gewesen.(APA, 5.5.2013)