Damaskus/Jerusalem - Nach zwei israelischen Angriffen auf Syrien wächst die Angst vor einem Flächenbrand in der Region: Der syrische Vize-Außenminister Faisal al-Mekdad bezeichnete die Angriffe gegenüber CNN als "Kriegserklärung". Die Attacken zeigten die Allianz der islamistischen Aufständischen mit Israel. Syrien werde zur rechten Zeit und auf die richtige Art antworten.

Im syrischen Staatsfernsehen hieß es als Redaktion laut dem Sender Russia Today: "Die neue israelische Attacke ist ein Versuch, die Moral der Terroristengruppen (Rebellen, Anm.) zu heben, die nach Schlägen unserer stolzen Armee erzitterten."

Mehrere Raketen hätten in der Nacht auf Sonntag den militärischen Forschungskomplex Jamraja nordwestlich der Hauptstadt getroffen, meldeten syrische und israelische Quellen übereinstimmen. Der Hisbollah-Sender Al-Manar zeigte die Trümmer eines völlig zerstörten Gebäudes. Augenzeugen berichteten von gewaltigen Explosionen. Ein hochrangiger israelischer Verantwortlicher sagte, der Angriff habe wie bereits die Attacke am Freitag einer Lieferung iranischer Raketen für die libanesische Hisbollah-Miliz gegolten.

"Es war wie ein Erdbeben, der Himmel war gelb und rot", sagte eine 72-jährige Bewohnerin von Dumar, das rund sechs Kilometer von dem Angriffsort in Jamraja entfernt liegt. "Die Explosionen dauerten rund vier Stunden, sie waren unglaublich heftig." Ein Video auf der Onlineplattform Youtube zeigte einschlagende Raketen, ein großes Feuer und mehrere gewaltige Explosionen. Weitere Bewohner von Dumar berichteten AFP, ihre Häuser seien gegen 03.00 Uhr von Explosionen erschüttert worden.

Der Angriff war bereits der zweite israelische Einsatz binnen drei Tagen. Am Samstag hatten die libanesischen Streitkräfte erklärt, drei Paare israelischer Kampfflugzeuge seien in der Nacht für jeweils zwei bis drei Stunden in libanesischen Luftraum eingedrungen. US-Medien berichteten, aus dem libanesischen Luftraum heraus hätten sie Ziele in Syrien bombardiert.

US-Präsident Barack Obama sprach Israel das Recht zu, Waffenlieferungen an die Hisbollah zu unterbinden, ohne dabei Bezug auf die Angriffsmeldungen zu nehmen. Er überlasse es der israelischen Regierung, diese zu kommentieren, sagte Obama während eines Besuchs in Costa Rica. Er glaube aber, "dass die Israelis berechtigterweise gegen den Transfer moderner Waffen an terroristische Organisationen wie die Hisbollah vorgehen müssen".

Der britische Außenminister sagte am Sonntag, die israelische Attacke zeige die "steigende Gefahr für den Frieden" in der Region. Es müsse nun das EU-Waffenembargo aufgehoben werden, um Lieferungen an die syrischen Rebellen zu ermöglichen.

Iran bietet Syrien Unterstützung an

Der iranische Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast verurteilte den Angriff am Sonntag. Verteidigungsminister Ahmed Wahidi warf den USA vor, den Einsatz im Voraus gebilligt zu haben. Der iranische Armeekommandant Ahmed Reza Purdastan bot Damaskus inzwischen Unterstützung bei der Ausbildung der syrischen Streitkräfte an. "Wenn es einen Ausbildungsbedarf gibt, werden wir ihnen das Training liefern", sagte Purdastan. (APA, 5.5.2013)