Wien - Fadenwürmer sind internationalen Chemieriesen ein Graus. Sie rücken Engerlingen zu Leibe, die ganze Ernten vernichten. Pestizide wie Neonicotinoide erübrigen sich, sagt Tillmann Frank. Ihr Wirkungsgrad sei nicht schlechter als jener chemischer Keulen, der Preisunterschied belaufe sich auf rund 50 Euro für den Hektar.

Frank spezialisiert sich mit seinem Betrieb E-Nema in Deutschland seit Jahren auf biologischen Pflanzenschutz. Mehr als 150 Unternehmen tummeln sich auf dem Markt, der jährlich um 20 Prozent wächst und einzelne Pioniere zu Konzernen mit mehr als 100 Millionen Euro Umsatz machte.

Die politische Debatte rund um den Einsatz hochgiftiger Insektizide schlägt sich auch auf E-Nema nieder. Die Wirksamkeit ihrer biologischen Alternative zur bienengefährlichen Maisbeize ist in Österreich von amtlicher Seite bestätigt, ihre Produkte sind zugelassen und auf Testflächen ausgebracht - allein große Saatguthändler geben Chemie weiterhin den Vorzug.

Ihr Interesse sei groß gewesen - bis vor kurzem der Rückzieher erfolgte. Die Stimmung sei zu aufgeladen, man wolle "nicht Totengräber der Neonicotinoide werden", ließ die Branche Ökoanbieter wissen. Frank verwundert die Absage nicht, zumal seinem Betrieb auch in Deutschland ständig neue Steine in den Weg gelegt würden. "Der Druck aus der Chemieindustrie ist groß. Es geht eben um viel Geld."

Er selbst sehe es als sportliche Herausforderung an, Maiswurzelbohrer mit Fadenwürmern in den Griff zu bekommen. Doch am generellen Umdenken der Bauern hin zu Fruchtwechsel statt Monokulturen führe kein Weg vorbei.

Mit 30 Mitarbeitern setzt Frank drei Millionen Euro um. Zum Einsatz kommen seine Nematoden in- ternational: auf Almböden wie auf Sportrasen, in Baumschulen wie in der Champignonzucht. 2012 vervierfachte er die Kapazitäten.

Die EU-Gesetzgebung rund um Pflanzenschutz sei fortschrittlich, sagt Ralf-Udo Ehlers, Vorstand des Dachverbands biologischer Pflanzenschutzmittelhersteller, etliche Länder setzten sie schlicht nicht um, Verstöße gingen als Kavaliersdelikt durch. In den USA sei der Schriftverkehr der Chemieindustrie mit Zulassungsbehörden für jeden einsehbar. "Europa tut so, als ginge dies Verbraucher nichts an." (Verena Kainrath, DER STANDARD, 4.5.2013)