Montevideo/Wien - Vor zwei Jahren hat Andritz den in Uruguay erzielten Zuschlag zur Lieferung von Fertigungstechnik und Ausrüstungen für ein Zellstoffwerk noch bejubelt; statt Freude gibt es nun Ärger. Nach Bekanntwerden von Problemen mit dem Werk in Punta Pereira brach der Aktienkurs Donnerstagfrüh um fast ein Viertel ein. Die Andritz-Aktie stürzte letztendlich um 14,88 Prozent auf 42,12 Euro ab und zog dabei den ganzen ATX in die Tiefe. Am Freitag zeigten sich die Titel mit positiver Tendenz.

Kostenüberschreitungen

"Es ist das erste Mal, dass Andritz bei der Umsetzung eines Zellstoffprojekts Probleme hat. Das ist für die Einschätzung, die das Unternehmen am Markt genießt, nicht optimal", sagte Bernhard Selinger, Analyst bei der Raiffeisen Centrobank (RCB), dem Standard. In den nächsten Quartalen stünden in Südamerika zwei, drei Zellstoff-Großprojekte zur Ausschreibung. Andritz sei zugetraut worden, das eine oder andere für sich entscheiden zu können. Das habe sich auch im Aktienkurs widergespiegelt. Nun stehe zumindest ein kleines Fragezeichen davor, meint Selinger.

Andritz-Chef Wolfgang Leitner hat den Einbruch des Konzernergebnisses im 1. Quartal (minus 92 Prozent auf 4,1 Millionen Euro) mit erheblichen Kostenüberschreitungen bei den Lieferungen an das Zellstoffwerk begründet. Einen Großteil der Schuld treffe Sublieferanten. Um für Pönalezahlungen gewappnet zu sein, hat Andritz "Rückstellungen im mittleren zweistelligen Euro-Millionen-Bereich" gebildet.

Aggressive Konkurrenz

Der Lieferumfang für Montes del Plata, das Joint Venture von Stora Enso und Arauco in Uruguay, umfasste vonseiten der Andritz eine komplette Faserlinie sowie die Rückgewinnungsanlage samt allen relevanten Prozessstufen. Im Bieterverfahren um den mehr als 700 Millionen Euro schweren Auftrag hat sich Andritz damals gegen die finnische Gruppe Metso durchgesetzt. Metso gilt als äußerst preisaggressiv, sodass es für Andritz noch um einiges schwerer werden könnte, sich bei künftigen Ausschreibungen durchzusetzen.

RCB hat das Kursziel von Andritz auf 45 (52) Euro gesenkt mit dem Anlagevotum "Reduce". (Günther Strobl, DER STANDARD, 3.5.2013)