Grafik: Boy Vereecken © Kunsthalle Wien 2013
Grafik: Boy Vereecken © Kunsthalle Wien 2013
Grafik: Boy Vereecken © Kunsthalle Wien 2013

Das neue Corporate Design der Kunsthalle Wien wird von dem belgischen Grafiker und Künstler Boy Vereecken gestaltet. Vereeckens Entwurf verschränkt zwei sehr unterschiedliche mit der Stadt assoziierte Gestaltungselemente: das Raster der Wiener Werkstätte und die Figur des Adlers aus dem Wappen der Bundeshauptstadt. Das neue Logo der Kunsthalle Wien verquickt eine grafisch-inhaltliche Herleitung mit einer ironischspielerischen Umsetzung und trägt damit einer Institution Rechnung, die sich immer wieder selbst in Frage stellt, experimentiert und verändert.

"Brutal but sexy" so bezeichnet Nicolaus Schafhausen das neue grafische Konzept des Hauses. "Die neue CI entspricht sehr genau dem, was die Kunsthalle Wien in den nächsten Jahren sein wird: stilprägend, diskursiv, provokant aber auch, und das ist mir sehr wichtig, jede Menge Selbstironie und Spaß vermittelnd."

Die Wiener Werkstätte mit ihrer sich durch eine kubische Sachlichkeit auszeichnenden Gestaltung steht für ein wegweisendes Design. Es knüpft an das geometrische Formenvokabular des Jugendstils an und erweitert es in Richtung eines sachlichen, geometrischen Stils mit einer rasterförmigen Strukturierung im Printbereich. Der Adler hingegen ist neben dem Löwen das klassische Tier der Heraldik und findet in vielen Wappen Verwendung, so auch im Wiener Wappen, das einen schwarzen

Adler mit Brustschild zeigt. Der Entwurf Vereeckens greift die Idee des Adlers aus dem Wiener Wappen auf, verzichtet jedoch auf die Festschreibung auf eine bestimmte Darstellung. In Korrespondenz mit der inhaltlichen und programmatischen Ausrichtung der Kunsthalle Wien nimmt der Adler vielmehr mit jedem Ausstellungsprojekt eine andere Form an und steht in seinen verschiedenen visuellen Manifestationen synonym für die Wandlungsfähigkeit der Institution. Entsprechend dieser Logik wird es den Adler als edlen Greifvogel im Kunsthallenkontext genauso geben, wie als Comics Figur.

Adler aus ganz unterschiedlichen Kontexten bilden gemeinsam mit einem grafischen Raster, das die Typografie inkorporiert, jeweils ein Ensemble. Dieses übersetzt die bisherige Wortmarke Kunsthalle Wien in ein offenes Konzept, das sich verschiedenen Kontexten variabel anpasst. Langfristig wird sich dadurch eine Gleichsetzung der Adlerdarstellung mit der Kunsthalle Wien durchsetzen. Auch die Assoziation mit Marcel Broodthaers' berühmtem "Adler-Museum", die Fiktion eines Museums und Kritik an der traditionellen Kunstinstitution, ist intendiert. Als herausragendes künstlerisches Projekt, das das Profi l von Kunstinstitutionen kritisch hinterfragt und für neue Formate und Funktionen plädiert, dient das "Musée d'Aigles" als Inspiration und mögliche Referenz des neuen Corporate Designs der Kunsthalle Wien zugleich.

Boy Vereecken (*1982) unterrichtet Grafikdesign am Sint Lucas College of Art in Antwerpen. Er lehrte an der Marmara Üniversitesi Istanbul sowie an der Università Iuav di Venezia, dem Sandberg Institute in Amsterdam und am Otis College of Art and Design in Los Angeles.

Vereeckens Interesse an Grafik und Gestaltung gilt dem Studium von visuellen Zeichen als Teil eines semiotischen Systems, das sich je nach Medium und Genre unterscheidet und unterschiedliche Bedeutung generiert. Ein solches Zeichensystem dient nicht nur der Kommunikation, sondern konstruiert seine eigene Realität.