Die Untersbergarena ist für TV-Wägen nur über Seitenwege zu erreichen. Das Stadion soll auf 5.000 Plätze aufgestockt werden.

Foto: SV Grödig

Grödig/Wien - Ruft ein Zuschauer bei der Geschäftsstelle des Fußballklubs Vienna an. "Wann wird denn am Freitag gespielt?", fragt er. Die Antwort: "Wann wollen S' denn kommen?"

Der Witz über den Zuschauermangel auf der Hohen Warte hat zwar einen Bart und die Vienna aktuell einen Schnitt von mehr als tausend Besucher pro Match. Dafür springt der SV Grödig, klarer Tabellenführer der Ersten Liga, in die Bresche: Exakt 444 Fans kamen etwa am 15. März 2013 in die Untersbergarena zum Match gegen den TSV Hartberg.

"Natürlich sind wir über die Zuschauerzahlen enttäuscht", sagt Christian Haas, der Manager des Klubs, dem STANDARD. "Mit unseren Leistungen hätten wir uns schon mehr Fans verdient."

"Wir wissen, dass wir mit unserer Infrastruktur gehörig nachhängen", sagt der 35-Jährige. "Für die Bundesliga wollen wir mit Zusatztribünen auf 5000 Sitzplätze aufrüsten." Bei den Partien gegen die Austria, Rapid, Sturm, Salzburg und Co sollte laut Haas ein Zuschauerschnitt von 3000 realistisch sein.

Dabei ist das Stadion die geringste Sorge des Vereins: Um überhaupt dorthin zu gelangen, müssen Fan-Busse und TV-Übertragungswägen derzeit einen Umweg über Seitenstraßen nehmen. Die reguläre Zufahrt über den Ort Anif ist auf 3,5 Tonnen schwere Fahrzeuge beschränkt, viel zu schmal und einem Fan-Ansturm nicht gewachsen. "Wir müssen eine eigene Zufahrt bekommen", sagt Haas, der auf die Unterstützung der Gemeinde hofft.

Geld durch Schrott

Vor zehn Jahren spielte Grödig in Salzburgs zweitniedrigster Liga (1. Klasse). Mit Mäzen Toni Haas, dem Vater von Christian, wurden die finanziellen Rahmenbedingungen für den Durchmarsch geschaffen. Der Konzernchef eines Schrott-Unternehmens, in der erfolgreichen Zeit von Austria Salzburg in den 1990er-Jahren Vizepräsident, holte mit der deutschen Firma Scholz einen weiteren Metallentsorger an Bord.

"Wir haben derzeit ein Budget von zwei Millionen Euro", sagt Christian Haas. Für die Bundesliga wird eine Verdopplung angedacht, Haas ist auf Sponsorensuche, Trainer Adi Hütter soll sechs bis sieben neue Spieler bekommen. Und dann gibt es noch die Infrastruktur-Investitionen: "Wir kaufen Tribünen aber nur dann, wenn wir es uns leisten können", sagt er und verweist auf die Spiel-Lizenz, die Grödig im Gegensatz zur Admira oder Innsbruck im ersten Anlauf bekommen hat. "Wir werden kein finanzielles Abenteuer eingehen." Dass Grödigs Aufstieg von manch großem Klub nicht gewünscht wird, stört Haas nicht. "Wir haben es uns verdient. Und wir können nichts dafür, dass die Gegner geschwächelt haben." (David Krutzler, DER STANDARD, 3.5.2013)