Virtuelle Achsen und Diamanten: Auf der Baselworld zeigt die Branche, in welche Richtung das Uhrenjahr 2013 gehen wird - Markus Böhm hat sich die Highlights angeschaut

Scheibenzeit

Schon bei der "SeriesOne", seiner ersten Uhr, setzte der Gründer von Ressence, der belgische Designer Benoît Mintiens, auf rotierende Scheiben, die gewohnte Elemente einer Uhr ersetzen. Mit der "Type 3" geht er noch ein Stück weiter. Konvexe Scheiben, die Stunde, Minute und Sekunde anzeigen, drehen sich um eine virtuelle Achse, behalten aber stets ihre Ausrichtung bei. Die Anzeige scheint wie eine Projektion. Diese optische Täuschung entsteht aus der Kombination der Scheiben, konvexem Saphirglas und einer Flüssigkeit, deren Lichtbrechungseigenschaften ähnlich der von Luft sind. Im Inneren wirkt ein Automatikwerk (ETA 2842-2), das physisch vom Zeitmodul getrennt ist. www.ressence.eu

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Vollbesetzt

Ihren Ruhm verdankt Zenith dem El-Primero-Kaliber - einem 1969 entwickelten integrierten Säulenrad-Chronografenwerk mit einer hohen Frequenz von 36.000 Halbschwingungen pro Stunde, die eine auf die Zehntelsekunde genaue Messung gewährleistet. Zeit also, der gleichnamigen Uhr etwas Glitzer zu verpassen. Und so funkelt das Weißgold-Gehäuse (Durchmesser 38 mm) dieser Version der "El Primero Original 1969" dank Edelsteinvollbesetzung. Das dreifarbige Zifferblatt, zentraler Designcode der Uhr, ist mit Diamanten besetzt, die Zähler mit blauen Saphiren sowie schwarzen und grauen Diamanten. In ihr tickt das Automatikwerk El Primero 400. www.zenith-watches.com

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Tauchganggenauigkeit

Die schlichte Eleganz der Zeitmesser von Nomos Glashütte tut dem Auge gut. Die Uhrenmanufaktur hat auf der Baselworld die "Ahoi" vorgestellt. Sie ist die erste Uhr von Nomos, die einen sportlichen Touch hat. Die angefasste Lünette, das gewölbte Glas, der Flankenschutz, der verschraubte Boden und die verschraubte Krone machen das neue Modell robust und bis zu 200 Meter wasserdicht. Die Nomos-Kaliber Epsilon (ohne Datum) und Zeta (mit Datum), halten die Zeiger in Bewegung. Durch den Saphirglasboden des Edelstahlgehäuses (40 mm Durchmesser) kann man einen Blick auf die typische Glashütter Dreiviertelplatine werfen und die Sonnen- und Streifenschliffe bewundern. www.nomos-glashuette.com

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Auf Linie

Die "Ti-Brigde Automatic Dual Winder", die in Basel ihre Premiere feierte, bereichert die Ti-Bridge-Familie von Corum. Sie ist eine der jüngsten Schweizer Luxusuhrenmarken und bekannt für ausgefallenes Design. Auffälligstes Merkmal des tonnenförmigen "Dual Winder" - technisch wie optisch - ist das durch das leicht gewölbte Saphirglas zu beobachtende neue Manufaktur-Uhrwerk (Kaliber CO207). Es ist linear zum Gehäuse ausgerichtet. Als erstes Automatikuhrwerk der Linie erhielt es einen Aufzugsmechanismus mit zwei in Reihe angeordneten Rotoren. Dieser verfügt über zwei gekoppelte Schwungmassen, die sich mittels Übertragungszahnrad synchron gleichgerichtet bewegen. www.corum.ch

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Zeitdruck

Ein Quäntchen Intuition braucht's beim Ablesen der hydromechanischen "H2" von HYT, bei der eine eingefärbte Flüssigkeit die Stunden anzeigt. Dabei handelt es sich eigentlich um zwei Flüssigkeiten, die sich nicht mischen können. Einmal wird die eine, einmal die andere durch je einen der V-förmig angeordneten Faltenbälge bei 6 Uhr durch das Kapillarsystem gedrückt. Das bunte Fluid "springt", wenn es 18 Uhr schlägt, wieder zurück zum "Start" bei 6 Uhr. Im Zentrum befindet sich der Minutenzeiger, bei 9 Uhr kann man die Betriebstemperatur ablesen und bei 3 Uhr zeigt der Kronenpositionsindikator an, ob das mechanische Werk (Kaliber HYT) wieder aufgezogen werden muss. www.hytwatches.com

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Felgenschwung

Zum zehnjährigen Jubiläum der Zusammenarbeit mit dem Luxuskarossenbauer Bentley legt Breitling drei neue Zeitmesser vor. Deren Werke stehen in direkter Linie mit dem ersten hauseigenen Kaliber B01 aus 2009. Vorzeigemodell ist der "Chronograf Bentley B06". Das Relief auf der Lünette ist eine Hommage an den Bentley-Kühlergrill. Ein Element, das sich auch auf dem durchbrochenen Zifferblattdekor wiederfindet. So sieht man das Werk, das neben 30-Sekunden-, 15-Minuten und 6-Stunden-Hilfszifferblatt mit einem 30-Sekunden-Chronografen ausgestattet ist, der auf eine 1/8-Sekunde genaue Zeitmessungen erlaubt. Die Schwungmasse ist einer Felge nachempfunden. www.breitlingforbentley.com

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Hand anlegen

Die "Patek Philippe Referenz 5200 Gondolo 8 Days, Day & Date Indication" ist ein Zeitmesser für Männer, die gerne selbst Hand anlegen und Rituale mögen. 134 Kronenumdrehungen braucht die Uhr mit dem rechteckigen Formwerk und dem eigens von der Genfer Manufaktur entwickelten Kaliber 28-20 REC 8J PS IRM C J, um für volle acht Tage Energie zu bekommen, die in zwei hintereinandergeschalteten Federhäusern gespeichert wird. Es handelt sich also um ein Ritual, dass sich alle 192 Stunden wiederholt. Eine weitere Besonderheit: Der Kalender schaltet augenblicklich, das heißt, Wochentag und Datum wechseln um Mitternacht simultan und schneller als ein Wimpernschlag. www.patek.com

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Flacher Wirbelwind

Mit dem genialen Uhrmacher Abraham-Louis Breguet (1747-1823) verbindet die Uhrenwelt diverse bahnbrechende Erfindungen. Die Schönste ist bestimmt das Tourbillon, das einst Taschenuhren ganggenauer machte und auch heutzutage gern in Armbanduhren als Komplikation verbaut wird. Einfach, weil es großes Kino am Handgelenk ist. 2013 bringt Breguet mit der "Classique Tourbillon extraflach automatisch 5377" das Tourbillon in einer extraflachen Automatikuhr: Das Werk selbst ist gerade einmal 3 mm, das Gehäuse 7 mm hoch. Der Durchmesser beträgt 42 mm. Das Zifferblatt ist hanguillochiert, die Gangreserveanzeige (90 Stunden) auf 9 Uhr sieht einer Sonnenuhr ähnlich. www.breguet.com (Markus Böhm, Rondo, DER STANDARD, 3.5.2013)

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