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Während "Leder" als Weinbeschreibung offenbar nicht taugt, wurden "Pfirsiche im Wein" dagegen sehr wohl verstanden.

Foto: APA/Barbara Gindl

Weintrinker verstehen sehr oft nur Bahnhof, wenn sie den Geschmack von Weinen erklärt bekommen. Das fand eine britische Studie im Auftrag eines Online-Weinhändlers heraus, für die 1000 Weintrinkern 43 Wörter und Phrasen vorlegt wurden, die sie jeweils als klare, hilfreiche oder verwirrende Begriffe einstufen mussten. Die Begriffe wurden aus den Weinbeschreibungen am Rückenetikett zusammengestellt.

Verwirrend wäre unter anderem, wenn ein Wein nach einem Hauch von "Frühlingshecke" schmecke oder nach "nassem Stein" oder wenn er eine "nervige" Säure hätte. Auch "pflanzliche Aromen" oder das Wort "grob" im Zusammenhang mit Tannin halfen der Vorstellungskraft nicht auf die Sprünge.

Positiv eingestuft wurden dagegen Weine, die als frisch, jugendlich oder reif beschrieben oder als pikant bezeichnet wurden. Und während "Leder" als Weinbeschreibung offenbar nicht taugt, wurden "Pfirsiche im Wein" dagegen sehr wohl verstanden. Was vielleicht daran liegen mag, dass Pfirsiche oft und gern gegessen werden, während man Leder am ehesten noch beim Kauf neuer Schuhe wahrnimmt und dann bestenfalls als Geruch, sofern diese auch aus Tierhaut sind. Generelle Folgerung daraus ist jedenfalls, dass die Weinsprache, wie sie gern von Produzenten, Händlern und Journalisten verwendet wird, zu pompös sei, und das ist beunruhigend.

Poesie in der Flasche

Nachdem dies eine englischsprachige Studie ist, greift man sofort zu heimischen Flaschen, um zu lesen, was denn hier kommuniziert wird, und findet vor allem eines: wenig. Denn sofern ein Rückenetikett vorhanden ist, trägt es oft nur die gesetzlich vorgeschriebenen Angaben wie Alkohol, offizielle Herkunft, Abfüller, Prüfnummer, Füllmenge, ob der Wein trocken oder dies eben nicht ist und den häufig mehrsprachigen Aufdruck, dass "Sulfite" enthalten seien, womit nichts anderes als Schwefel gemeint ist.

Das ist nicht als böse zu interpretieren, weil er bei der Gärung nun einmal entsteht. Ganz gern wird der Weingarten beschrieben. Und manch einer lässt sich noch zu Speisenempfehlungen hinreißen, die in jüngerer Zeit gern in Symbolen ausgedrückt werden. Dafür ist die Bebilderung in den letzten Jahren umso fantasievoller geworden.

Pompös scheinen wir also hierzulande nicht zu sein, wenigstens nicht auf Etiketten. Außerdem heißt es ja, dass der Wein Poesie in Flaschen sei. Also bitte! (Luzia Schrampf, Rondo, DER STANDARD, 3.5.2013)