In Tirol hat es die ÖVP noch einmal geschafft, weil die Älteren, traditionell Eingestellten in ausreichender Zahl zur Wahl gegangen sind, die Jüngeren, Veränderungsbereiten jedoch nicht. Und dahinter steht ein ausgewachsenes Demokratieproblem:

Mit rund 60 Prozent wird "die Wahlbeteiligung auch samt Briefwahl die niedrigste bleiben, die es jemals bei einer der 154 Landtags- oder Nationalratswahlen der Zweiten Republik gab" (APA).

Wahlberechtigt waren diesmal 532.496 Personen, davon hielten es 298.696 für notwendig und angebracht, überhaupt hinzugehen (bzw. 294.189, gültig zu wählen).

Erfahrene Politikwissenschafter wie Peter Filzmaier und Fritz Plasser halten das für ein Alarmzeichen, auch wenn etwa Plasser nicht meint, dass wir schon eine Legitimationskrise der Politik wie in anderen Ländern haben. Aber, so Plasser, die Menschen bringe man nur wieder in die Wahllokale, wenn man mit den "inszenierten Streitereien" (auch innerhalb der Regierung) aufhört bzw. endlich "die Ernsthaftigkeit, die dokumentierte Problemlösungsfähigkeit" beweist.

Dazu müsste sich aber die jetzige Politikergeneration von ihrer Sozialisierung lösen. Die nehmen das Handwerkszeug - Populismus, Massenmedienbestechung, Beraterwesen - für den Inhalt der Politik. Sie spielen Politik. Viele merken das und üben sich in (Wahl-)Enthaltung. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 30.4.2013)