Ein "Iron Man" entspannt im Haus in Malibu: Bald meldet sich auch im dritten Teil des Franchise die Intrige zurück - und das Heim wird zerstört. 

Foto: Concorde

Unter der Regie von Shane Black soll dem Superhelden endlich Ernst eingetrichtert werden - das gelingt nur mäßig.

Wien - In der Riege der Superhelden aus dem Hause Marvel ist der 1963 geborene "Eiserne" der Ironiker. Das hat damit zu tun, dass seine Kräfte eigentlich gar nicht besonders übermenschlich sind und dass sein wichtigstes Utensil, der Anzug aus Metall, immer wieder einmal gerade nicht da ist. Im entwickelten Stadium der Existenz von Tony Stark, wie der Iron Man mit bürgerlichem Namen heißt, müssen wir eigentlich von einem Superheldenunternehmen sprechen. Der Tüftler Stark verfügt nicht nur über seinen Kampfanzug, er steht auch in Verbindung mit seinem Supercomputer Jarvis und lässt neuerdings das Kostüm in Serie gehen. Einen Doppelgänger hat er auch noch.

Bei so viel eingebauter Selbstdistanz wäre es eigentlich nicht verwunderlich, wenn Stark sich in das Innere seiner Erfindungen zurückziehen würde, als eine Art "wizard of ore", der sich auf die schnippische Kommentierung der eigenen Heldentaten beschränkt. Ein Drohnenkrieger, der eine Rüstung fliegen lässt. Das widerspräche allerdings der Logik der Superheldenfilme, die nun einmal, bei aller Dominanz der Spezialeffekte, von einer Suggestion des Physischen leben.

Wobei sich bei Robert Downey Jr., dem Darsteller des Iron Man, damit eben zwei Aspekte verbinden. Er verfügt über die nötige Athletik, um nicht lächerlich zu wirken mit seinen Raketengamaschen und Legierungsepauletten. Er bringt aber auch aus seinem früheren Starleben die eine oder andere Schramme mit, die ihn als verrückten Wissenschafter glaubhafter macht, vor allem sein ausführlich dokumentiertes, inzwischen überwundenes Alkoholproblem.

Das Schrapnellteil, das Tony Stark nahe seinem Herzen trägt, ist dafür eine schöne Metapher, es steht für die innere Unruhe, die nun einmal mit der Existenz einhergeht. Nicht alle können so ausgeglichen sein wie Starks bessere Hälfte Pepper Potts, die von der dezidiert gesunden Gwyneth Paltrow gespielt wird. Sie teilt mit Stark dieses Haus in Malibu, das in Iron Man 3 an einer Stelle in Schutt und Asche gelegt wird. Wie so oft in diesem Genre dient die große Intrige, die in diesem Fall ein Schurke namens Aldrich Killian (Guy Pearce) anzettelt, einer ziemlich privaten Abrechnung, bei der zwischendurch eben Nationen oder Millionenstädte als Geiseln genommen werden.

Ben Kingsley taucht in einer grotesken Rolle auf, in der das Feindbild Osama bin Laden (nunmehr schon ein Archetyp) zu einem verwegenen Ablenkungsmanöver genützt wird. Spätestens hier wird das erzählerische Problem dieses von Shane Black inszenierten und auch maßgeblich mitverfassten dritten Iron Man-Blockbusters deutlich: Das Spiel mit dem Ernst klappt nicht so richtig.

Im Ensemble besser

Stark ist eine Figur, die eigentlich aus ihrem "Kokon" herausmüsste, um sich nicht in den ewig gleichen Ritualen zu erschöpfen. Im Ensemble funktioniert das besser, im Team der Avengers stehen ihm lautere Gesellen gegenüber, die ihn auf die Defizite seines Pathos der Distanz verweisen.

In Iron Man 3 soll Stark aus der Ironie erlöst werden, doch gelingt das nur mit einem Finale, das ziemlich willkürlich erscheint: Dass Pepper ein Terminatorenbad im Flammenmeer nimmt, daraus aber als noch bessere Hälfte hervorgeht, verweist auf eine Allmachtslogik, mit der Black das Genre eher von der lockeren Seite nimmt. Was Sam Raimi mit dem Spider-Man oder Christopher Nolan mit Batman gemacht haben, ein Spiel mit Möglichkeiten von Komplexität in der populärsten Form, die Hollywood zu bieten hat, war in Iron Man nie vorgesehen. So bleibt auch der dritte Teil ein zwar unterhaltsames, aber letztlich doch auf Nummer sicher gehendes Routinespektakel in kaum nennenswertem Hochrechnungs-3-D. (Bert Rebhandl, DER STANDARD, 30.4./1.5.2013)