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Im Büro des afghanischen Präsidenten Karzai soll die CIA jahrelang Geldkoffer abgeladen haben.

Foto: EPA/S. SABAWOON

Kabul/Washington - Die CIA hat einem Bericht der "New York Times" zufolge über Jahre hinweg etliche Millionen Dollar in Koffern, Rucksäcken und Plastiksackerln in das afghanische Präsidialamt gebracht. Mit dem Geld habe sich der US-Auslandsgeheimdienst Einfluss auf Präsident Hamid Karzai sichern wollen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf jetzige und frühere Berater des Staatsoberhaupts. Die Quellen hätten nur unter Zusicherung der Anonymität über dieses Vorgehen der CIA gesprochen. 

Geld gegen Informationen

Das Geld beförderte demnach aber laut US-Regierungskreisen die Korruption und machte lokale Machthaber in Afghanistan noch stärker. "Die wichtigste Ursache für Korruption waren die Vereinigten Staaten", zitierte das Blatt aus den Kreisen. Mit den Zahlungen hätten die USA ein Räderwerk von Warlords und bestechlichen Politikern am Laufen gehalten, das zum Teil Personen und Organisationen inkludiert, die Kontakt zu den Taliban haben, berichtete die Zeitung. Das Geld habe damit genau das Gegenteil dessen bewirkt, was US-Diplomaten und -Militärs seit Jahren zu erreichen versuchten.

Grundsätzlich ist der Austausch von Geld gegen Informationen in Geheimdienstkreisen nichts Ungewöhnliches. Die Praxis, Geldkoffer ins Präsidialamt zu tragen, ist allerdings bemerkenswert. Die Geldlieferungen hätten 2002 begonnen, nachdem Präsident Karzai um Geld gebeten habe, um sich die Loyalität der Warlords sichern zu können, hieß es. Neben den USA habe auch der Iran Geld im afghanischen Präsidialamt abgeliefert.

Kein Kommentar der CIA

Der Zeitung zufolge gibt es keine Beweise dafür, dass Karzai selbst das Geld erhielt. Die Zahlungen seien von seinem Nationalen Sicherheitsrat abgewickelt worden. Die CIA lehnte eine Stellungnahme ab, das US-Außenministerium ließ den Bericht zunächst unkommentiert.

Die USA bereiten derzeit den Rückzug aus Afghanistan vor. Nach dem Abzug der Kampfeinheiten sollen die afghanischen Streitkräfte und die Polizei für die Sicherheit verantwortlich sein. Beide erhalten jedes Jahr Milliardenhilfen von internationalen Geldgebern. Sie bekommen dennoch nur schwer Nachwuchs. Außerdem desertieren viele Mitglieder der Sicherheitskräfte.

Karzai hat bestätigt, dass seine Regierung vom US-Auslandsgeheimdienst CIA Geld bekommen hat. "Ja, der Nationale Sicherheitsrat (NSR) hat in den vergangenen zehn Jahren Geld von der CIA bekommen", erklärte Karzai am Montag. Er reagierte damit auf einen Bericht der "New York Times", wonach der US-Geheimdienst das Büro des Staatschefs über Jahre im Geheimen mit Dutzenden Millionen Dollar versorgte.

In Karzais Erklärung hieß es, die vom CIA an den der Präsidentschaft unterstellten NSR übergebene Summe sei "nicht groß, sondern eher klein" gewesen. Das Geld sei für gute Zwecke in Afghanistan verwendet worden, unter anderem für Operationen, zur Unterstützung Verletzter und Kranker sowie zur Anmietung von Häusern.(APA/red, derStandard.at, 29.4.2013)