Nicht allzu sehr bemerkt von der Öffentlichkeit hat sich dieser Tage ein absolutes Novum abgespielt, ja, man könnte sagen, ein österreichischer Realverfassungsbruch oder auch ein Paradigmenwechsel (um dieses wahre Prämiumprodukt von Begriff wieder einmal hinzuschreiben):

Die Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) hat die Lehrergewerkschaft heimgeschickt.

"Danke, meine Herrschaften, so hat das keinen Sinn, außerdem war das anders ausgemacht, auf ein anderes Mal."

Und aus. Keine endlose Nachtsitzung ohne Ergebnis, kein Betongießen, kein Mürbemachen des Dienstgebers. Es ging immerhin um das neue Lehrerdienstrecht! Eine Materie, an der schon unzählige Minister, Arbeitskreise und Verhandlungsteams verröchelt sind. Und so hatten es die Lehrergewerkschafter diesmal offenbar wieder angelegt. Statt wie bisher nur mit den beiden Chefverhandlern, rückten die GÖD-Guerillas mit 15 Mann an: Vertreter der fünf Schulsparten, plus deren Stellvertretern, plus Großkaliber Neugebauer. Man hat das vor dem inneren Auge: Das ganze Großaufgebot kommt da in Imponierhaltung herein, nimmt umständlich Platz und sendet schon körpersprachlich nur eine Botschaft aus: eiserne Hintern.

Heinisch-Hosek muss natürlich mit den Gewerkschaftern reden. Aber sie muss sich nicht deren Spiel aufzwingen lassen. Beachtlich. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 27.4.2013)