Ein Achtjähriger wird mit Schusswaffengebrauch vertraut gemacht: Der ganz normale Wahnsinn auf einer Convention der US-amerikanischen National Rifle Association.

Unter dem Eindruck der Bostoner Anschläge ist die Nachricht fast untergegangen, dass auch der jüngste Vorstoß zu verstärkter Schusswaffenkontrolle in den USA wieder gescheitert ist. Einmal mehr konnte sich die mächtige National Rifle Association (NRA) mit ihrer Lobbyarbeit durchsetzen.

Wie aber das Gewaltpotenzial senken, wenn sich der Waffenbesitz selbst nach einem Massaker an Kindern nicht einschränken lässt? Vielleicht funktioniert es ja an der Waffenlobby vorbei. Dazu gibt es einen sehr interessanten Eintrag des Journalisten Dylan Matthews im Wonkblog der "Washington Post". Matthews hält sich mit der Waffendebatte an sich gar nicht erst auf, sondern listet mit statistischer Unterstützung 12 infrastrukturelle Maßnahmen auf, mit denen sich die Verbrechensrate senken lassen könnte. Alle davon außerhalb des Tätigkeitsbereichs der NRA.

Das Maßnahmenpaket

Etwa die Hälfte davon betrifft den Themenkomplex Erziehung: Von Unterstützung für alleinerziehende Mütter über Mentor-Programme bis zu Sport nach der Schule und Programmen, minderjährige Straftäter zeitlich befristet Pflegefamilien anzuvertrauen. Andere Punkte klingen vergleichsweise banal: Etwa bessere Straßenbeleuchtung oder Erhöhung der steuerlichen Abgaben auf Alkoholika.

Zu jedem dieser Punkte hat Matthews Studienergebnisse verlinkt, die den Nutzen derartiger Bestrebungen zumindest in regionalem Rahmen belegen. Wobei sich natürlich mehrfach die Frage stellt, wo die Korrelation endet und die Kausalität beginnt: Spätestens beim Punkt, den Bleigehalt in Treibstoff und Haushaltsfarben zu senken, weil erwiesen sei, dass eine bleifreie Umgebung Kinder klüger und gewaltloser mache. Dennoch ist Matthews' Liste ein interessanter Gedankenanstoß, der auch zu einer eifrigen Forendebatte geführt hat:

--> Wonkblog: "Lead abatement, alcohol taxes and 10 other ways to reduce the crime rate without annoying the NRA"

(red, derStandard.at, 28. 4. 2013)