Peter Pakesch, Geschäftsführer und künstlerischer Leiter des Grazer Universalmuseums Joanneum, wohnt mit seiner Frau in einem umgebauten Kellerstöckl in der Südoststeiermark. Wojciech Czaja war zu Besuch.

"Wir sind leidenschaftliche Köche. Einerseits ist es mit den hochwertigen landwirtschaftlichen Produkten hier in der Gegend eine Freude zu kochen. Andererseits eignet sich diese Küche hervorragend dazu, ein paar Freunde einzuladen, in der Gruppe um den Herd herumzustehen und gemeinsam zu kochen. Ich finde, Kochen ist ein sinnlicher Vorgang, bei dem man ganz im Moment sein kann. Aber Kochen ist nicht das Einzige. Wir bauen auch selbst Obst und Gemüse an. Wir haben auch Kürbisse im Garten, und heuer haben wir zum ersten Mal eigenes Kürbiskernöl gemacht. Schmeckt hervorragend!

"Beim Kochen können wir ganz im Moment sein." Peter Pakesch und seine Frau Michaela Leutzendorff-Pakesch in ihrem geschichtsträchtigen Haus.
Foto: Zita Oberwalder

Aber wir sollen ja über das Haus sprechen und nicht über das Kochen. Obwohl: Wir sind gerade dabei, eine kleine Gartenküche zu bauen, damit wir in der warmen Jahreszeit auch draußen kulinarische Gelage machen können. Ursprünglich war das mal ein altes Kellerstöckl. Es dürfte 150 bis 200 Jahre alt sein. Beim Umbau hat man gesehen, dass die Mauern aus Sandstein errichtet wurden. Riesige Steine! Die ersten Architekten, die sich das Haus angeschaut haben, meinten, wir sollten alles abreißen, weil es unwirtschaftlich sei, die Substanz zu erhalten. Aber das kam nicht infrage. Wir wollten das Alte unbedingt erhalten, zumindest soweit es technisch möglich war. Im Architekten Josef Hohensinn haben wir schließlich einen Partner gefunden, der uns verstanden hat.

Der hintere Teil des Gebäudes liegt in der Erde und war früher ein Kuhstall. Genau da, wo die Kühe gewohnt haben, ist jetzt unser Schlafzimmer. Aber es geht noch besser: Da, wo früher der Schweinestall war, befindet sich jetzt ein kleines Gästehaus. Klingt alles schlimmer, als es ist. Trotzdem: Die Trockenlegungsarbeiten haben's in sich gehabt. Man musste alles abgraben, abdichten, schottern und den gesamten Putz abschlagen. Heute kann ich sagen: Es schläft sich hier wunderbar. Die Gäste beklagen sich auch nicht.

Das ganze Haus ist mit Lehmputz verkleidet. Erstens ist das ein natürlicher Baustoff, der hier in der Gegend in Hülle und Fülle vorhanden ist, und zweitens ist das ein sensationeller Klimaregulator. Geheizt wird mit Erdwärme, den Strom beziehen wir über eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, und zum Kochen verwenden wir eine Propangasflasche, die im Garten steht. In den Wänden ist eine Wandheizung installiert. Das Herzstück des Hauses ist ein eiserner Kochherd, den wir zum Heizen und Apfelstrudel-Backen verwenden. Die Energiekosten fürs Haus belaufen sich auf weniger als 100 Euro im Monat.

Natürlich hat man als Leiter einer künstlerischen Institution auch ein bisschen Kunst daheim. Ohne Kunst kann ich nicht. Aber im Privaten geht es eher ums Emotionale, ums Ideelle. Erst kürzlich haben wir eine Arbeit von einer jungen Künstlerin aus der Gegend angekauft, und zwar von Angelika Loderer. Das ist ein abgegossener Maulwurfsgang. Zu Beginn dachten wir, dass die Skulptur auf die Maulwürfe eher abschreckend wirken würde. Das Gegenteil ist der Fall. Gefallen tut sie uns trotzdem. Sie wird bleiben.

Das ist überhaupt das Schönste an diesem Haus: die Lage, der Genius Loci, die Seele dieses Ortes. So wie zum Beispiel das alte Bienenhaus, das es hier schon seit Jahrzehnten gibt, oder die Weinreben im Garten, von mir aus auch die Maulwurfshügel. Das Grundstück atmet eine Geschichte, die man heute nicht mehr reproduzieren könnte – zumindest nicht, solange wir noch leben. Es ist, als würde man sich einen alten, eingetragenen, weichen, zerknitterten Handschuh überziehen. Man kann es gar nicht anders beschreiben. Man fühlt sich auf Anhieb wohl." (DER STANDARD, 27./28.4.2013)