Tunde Ogun (#1) hatte gegen die Vikings Defense in der Blue River Bowl IX einen wenig erfolgreichen Arbeitstag. Zehn Läufe für acht Yards und ein Fumble - gegen Graz muss sich das am Samstag wieder ändern.

Foto: Holly Kellner/Raiffeisen Vikings

Es war am Ende nur ein Kurzauftritt von Tom Smythe als Head Coach der Prague Black Panthers. Nach drei Spielen und ebenso vielen Niederlagen in der Austrian Football League ist Schluss. Ein offizielles Statement des Klubs gibt es dazu nicht, selbst in der Vorschau auf das nächste Spiel gehen die Tschechen mit keinem Wort darauf ein, dass Smythe nun Teil ihrer Geschichte ist. Der selbst schreibt auf seinem Blog, dass den Pragern ihr größer Sponsor abhanden gekommen sei und die beiden US-Imports von der Klubführung darum gebeten wurden, auf die Hälfte ihres Gehalts zu verzichten. Außerdem wollte man ihre Unterkünfte zusammen legen. Da machte Smythe dann einen Schnitt und verließ den Verein, um Geld zu sparen. Das sei, so sagt er, „the smart move“.

Dass ein Cheftrainer freiwillig seinen Job dafür aufgibt, um Spieler vor anstehende Gehaltskürzungen zu bewahren, liest man auch nicht alle Tage. Vermutlich sah Smythe, nach der Heimniederlage gegen Graz, den Versuch, die Playoffs der AFL zu erreichen, auch als bereits gescheitert an. Was er zwar am Papier nicht ist, de facto sind die Chancen mit der Niederlage gegen die Giants, die mit 16 Punkten noch dazu deutlich ausfiel, nur mehr gering. Ein Sieg gegen die Raiders am kommenden Wochenende würde den Black Panthers wieder Aufwind geben, nur woher soll der kommen?

Rudis Zahnpasta

Nicht aus einer mentalen Schwäche der Raiders heraus, denn das Wort mental gibt es weder bei Rudi Assauer, noch gäbe es das bei den Raiders, wie ihr Head Coach Shuan Fatah in seiner Laola1-Kolumne festhält. Propheten hätten nicht die geringste Ahnung, was in Tirol passiert. Leider verrät er es uns auch nicht, dabei wäre das gerade interessant. Fünf Mal nahmen die Rangers im Verlauf des Spiels den Seinen in Wiener Neudorf den Ball weg, kurz vor Halbzeit führten die Niederösterreicher sogar knapp, bevor Fatahs Team zu sich fand und die Hausherren auf vier Tiroler Touchdowns keine Antwort mehr fanden. Dass sein Team einen mentalen Knacks nach der Klatsche gegen die Vikings hat, das kann nach der übernommenen Assauer'schen Zahnpasta-Theorie nicht sein, so bleibt nur mehr: Die Rangers sind tatsächlich so stark. Das ist eine Möglichkeit. Ob dem so ist, wird der weitere Saisonverlauf noch zeigen. Eine Sache stimmt mit Sicherheit in seiner Kolumne nicht, nämlich die, dass der kommende Gegner seiner Mannschaft deshalb besonders motiviert sein wird, weil er sein erstes Heimspiel am Sonntag absolvieren wird. Das passierte bereits in der Vorwoche gegen Graz. Ich gehe davon aus, dass das jetzt nicht besonders überraschend kommt.

Grün hinter Violett

In Wien wurde, zeitgleich zum Wiener Derby im Fußball, auch jenes im Football absolviert. In beiden Fällen stehen momentan die Violetten vor den Grünen, wobei der aktuelle Allgemeinzustand der Dragons wohl deutlich besser als jener Rapids ist. Die Donaustädter sind heuer richtig gut, aber (noch) nicht gut genug für die Wikinger. 3.600 Zuschauer sahen auf der Hohe Warte deshalb eine kleine Überraschung, da die Dragons Defense, in den vergangenen Jahren überhaupt nicht die ausgewiesene Stärke des Teams, in der Lage war, das bekannt starke Passspiel der Vikings zu kontrollieren. Nicht unter Kontrolle brachten die Drachen das Laufspiel, angeführt vom US-Amerikaner Jesse Lewis, dessen Fähigkeiten durch eine stark spielende O-Line (Valentin Gruber - ganz groß) noch stärker zu tragen kamen. Aus der Kategorie „interessante Statistiken“: Der zweite Runningback der Vikings, Islaam Amadu, lief sechs Mal für drei Yards netto. Ergebnis daraus: Twelve Points. Wie beim Eurovisions Song Contest: Ein paar Mal mit der Hüfte wackeln und schon ist man drin.

Auf der anderen Seite machte die Vikings Defense dann schon das, was man sich vorher von ihr erwarten durfte: Der Dragons Offense das Leben sehr schwer. Ihr Top Receiver Thomas Haider war unscheinbar, ihr Runningback Tunde Ogun sogar unsichtbar. Die wären auch beide vor dem Spiel angeschlagen und fraglich gewesen, führte ihr Head Coach Ivan Zivko danach an. Ja, das sind einige und von denen gab es auch welche auf der Gegenseite. Wenn Schlüsselspieler eines Teams vom anderen Team aus dem Spiel genommen werden und danach ein: „Bitte, die waren aber schon angeschlagen“ kommt, sehe ich immer das Schild auf der Wechselautobahn vor meinem Auge: „Achtung! Tiefstehende Sonne!“ Sollte ich jemals dort einen Unfall haben, ich weiß, was ich sagen werde.

Nein. Die Dragons haben das Spiel verloren, weil die Vikings in Summe besser waren. Alles andere ist ein unnötiger Versuch, sich das schön zu reden und der ist deshalb nicht vonnöten, da die Dragons keine Meilen von den Vikings entfernt, wie wir das schon mal hatten, sondern am Stadtrivalen dran sind und die Saison noch lang ist. Viel gesünder werden wir alle nimmer. Get used to it.

Nachtragend

Am Wochenende wird die Ende März/Anfang April abgesagte zweite Spielwoche nachgeholt. Die Spiele Black Panthers-Raiders und Rangers-Vikings haben mit jeweils dem Auswärtsteam einen klaren, die Partie Giants-Dragons mit ebenfalls dem Gastteam einen leichten Favoriten. Zumindest dem bisherigen Ergebnissen nach. Die Giants haben ja die Eigenschaft, immer dann, wenn sie schlagbar scheinen, Spiele zum Trotz zu gewinnen. Im Vorjahr waren sie das einzige AFL-Team, welches den Vikings eine Niederlage zufügen konnte. Das zu einem Zeitpunkt, als kaum noch jemand einen Cent auf sie setzen wollte. Also Eile mit Weile. Trotzdem sehe ich die Dragons am Samstag in Eggenberg leicht im Vorteil, da sie, bis auf leckende Special Teams (die aber offenbar alle sechs Klubs haben) die zwei besseren Gesamtpakete geschnürt haben. Ganz besonderes Misstrauen hege ich gegen die Giants Defense, die gegen die Raiders, Black Panthers und die Rangers im Schnitt 290 pro Spiel Yards zuließ. Die Zahlen würden mir gefallen, wenn nach den Raiders die Dragons und Vikings stünden. Mit den Namen riechen sie aber komisch. Tunde Ogun wird wieder einen besseren Tag haben. Auf die Gesundheit!

AFL Woche 2

 JCL Giants Graz vs. Danube Dragons

Samstag 27. April 2013 15:00 Uhr, Stadion Eggenberg Graz

 Prague Black Panthers vs. Swarco Raiders Tirol

Sonntag 28. April 2013 12:00 Uhr, Slavia Stadion Prag

 AFC Rangers Mödling vs. Raiffeisen Vikings Vienna

Sonntag 28. April 2013 14:00 Uhr, Stadion Wiener Neudorf

Ergebnisse der AFL Woche 5:

Prague Black Panthers vs. JCL Giants Graz 7:23

AFC Rangers Mödling vs. Swarco Raiders Tirol 17:42

Raiffeisen Vikings Vienna vs. Danube Dragons 27:12

Tabelle und Spielplan
Statistiken