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Es gibt seit Jahren keinen Anleger, der nach Liechtenstein kommt, um Steuern zu hinterziehen, meint Maximilian von Liechtenstein.

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STANDARD: Erst Offshore-Leaks, jetzt die Affäre Hoeneß. Steuerhinterziehung ist wieder auf der internationalen Agenda. Ist das Bankgeheimnis zu retten?

Liechtenstein: Aus meiner Sicht ist es bedauerlich, dass das Bankgeheimnis direkt mit Steuerhinterziehung assoziiert wird. Das Bankgeheimnis kann zur Steuerhinterziehung missbraucht werden, aber an sich ist es ein wichtiges privates Schutzrecht. Wichtig ist, dass man versucht, Missbrauch zu unterbinden.

STANDARD: Wird Liechtenstein beim Bankgeheimnis einlenken?

Liechtenstein: Es gibt verschiedene Länder mit unterschiedlichen Auffassungen. In Liechtenstein, in Österreich, in der Schweiz und vielen anderen Ländern werden Bürgern viele Rechte zugesprochen. Sie sind damit auch hervorragend gefahren. Es gibt allerdings Staaten mit anderen Rechtsauffassungen, die diese auch ausweiten wollen. Da muss man halt das machen, was zivilisierte Leute üblicherweise machen: Man setzt sich zusammen und versucht, sich irgendwo zu finden.

STANDARD: Heißt das, dass Ihr Land den automatischen Steueraustausch akzeptieren könnte?

Liechtenstein: Da ist die Frage, was man unter Informationsaustausch versteht. Aus meiner Sicht geht es Deutschland darum, dass seine Bürger keine Steuerhinterziehung betreiben. Das ist absolut legitim. Darum müssen wir schauen, dass wir uns finden und Lösungen präsentieren. Da hat man schon große Fortschritte erzielt. Es gibt seit Jahren keinen Anleger, der nach Liechtenstein kommt, um Steuern zu hinterziehen.

STANDARD: Es ist aber schon etwas auffällig, dass in großen Wirtschaftskriminalfällen wie Meinl, Grasser, Bawag oder Hypo Liechtenstein jedes Mal eine prominente Rolle spielt. Das Bankgeheimnis ist da aus Sicht der Ermittler der Aufklärung nicht gerade dienlich.

Liechtenstein: Die Zusammenarbeit ist nicht restriktiv, sie wurde zwischen Österreich und Liechtenstein laufend ausgeweitet. Dass österreichische Skandale ab und zu einen liechtensteinischen Bezug haben, ist nicht sehr überraschend. Die kulturellen und wirtschaftlichen Verbindungen zwischen den beiden Ländern sind ja sehr eng.

STANDARD: Aber haben Sie Verständnis für Zweifel an der Weißgeldstrategie, wenn in so vielen Kriminalfällen eine Verbindung nach Liechtenstein auftaucht?

Liechtenstein: Die neuen Abkommen haben den Missbrauch, der in der Vergangenheit teilweise vorhanden war, sicherlich erschwert.

STANDARD: Es gibt geschätzte 3.000 österreichische Stiftungen in Liechtenstein. Wird das Doppelbesteuerungsabkommen zu Geldabflüssen aus dem Fürstentum führen?

Liechtenstein: Das glaube ich nicht. Wir haben 2012 die Erträge um 30 Prozent gesteigert. Die LGT hat 10,5 Milliarden Schweizer Franken netto an Kundenneugeldern aufgenommen. Unsere Zuwächse sind breit auf alle Regionen verteilt. Das zeigt ganz deutlich, dass Kunden bei der Auswahl ihrer Banken weniger auf Bankgeheimnis und Steuern achten, sondern vielmehr auf Know-how in der Veranlagung und Bonität der Bank.

STANDARD: Sie sind ja auch in anderen attraktiven Gebieten wie Singapur vertreten. Nutzen die Kunden verstärkt asiatische Jurisdiktionen?

Liechtenstein: Also Singapur ist wesentlich strikter und auf einem ganz anderen Niveau als die europäischen Standorte. Dorthin wird niemand gehen, der Steuern hinterziehen will. Die neuen Steueroasen müssen Sie schon in exotischeren Regionen suchen. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 26.4.2013)