Fulminant meldet sich Jaguar zurück in der Sportwagenzunft: Der F-Type sieht blendend aus und macht im Fahrkapitel Porsche Konkurrenz. Ein legitimer Nachfolger des legendären E-Type

Eine Prise britischen Humors zum Einstieg. Der F-Type, betont Jaguar, sei ein Auto für einen Fahrer "and another significant person" . So signifikant haben wir uns lange nicht mehr gefühlt. Hinterm Volant. Und auf dem Beifahrersitz. Bedauerlich: Es war nur Signifikanz auf Zeit.

Foto: Jaguar

Nach zwei Tagen im Baskenland war der Kursus "Wie man zur signifikanten Person wird" schon wieder vorbei. Seither sind wir ein wenig unpässlich – weil wieder unsignifikant. Vor allem aber weil ohne F-Type.

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Denn, was für ein Auto. Da bleibt die Raubkatzenmarke ein paar Jahrzehnte einem Marktsegment fern, und dann? Dann schlenzen die dieses Ding mit heraus, als hätten sie nie was anderes gebaut. Hat ja Suchtpotenzial!

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Die Kennung verrät, als wessen Nachfolger der Hersteller den F-Type sieht: als den des legendären E-Type, gebaut in den Jahren 1961 bis 1974, heutzutage extrem beliebt in der Oldtimerszene und ganz gewiss eines der schönsten Automobile aller Zeiten. Es ist natürlich verfrüht, dies auch für den Nachfolger zu postulieren, aber ein ästhetisches Leckerli, das ist er zweifellos.

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Man kann mit hoher Aussicht, unwidersprochen zu bleiben, behaupten, der F-Type bestehe grundsätzlich nur aus Schokoladenseiten. Da sitzt jede Linie, passt jede Proportion. Man kann aber auch sagen, die schönste Ansicht sei das Heck.

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Jaguar meint, das Heck sei auch die Partie, die die Konkurrenz von Porsche am ehesten zu sehen bekomme. Nein, das ist eine Unterstellung. Aber Porsche ist glasklar die Messlatte, und der F-Type positioniert sich derart präzise zwischen Boxster und 911 Cabrio (auch preislich), dass man sich fragt, warum die Zuffenhausener noch nicht selbst draufgekommen sind: Da geht noch was.

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Gut denn. Was Jaguar tatsächlich sagt, in Person von Global-Brand-Manager Wayne Darley: "Der F-Type bringt uns zurück ins Herz der Sportwagenzunft."

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Er tut dies perfekt ausbalanciert, mit beeindruckender Fahrdynamik – sowie zwei 3,0-Liter-V6-Kompressormotoren (340 und 380 PS) und einem 5,0-Liter-Kompressor-V8, der noch viel standesgemäßere 495 PS an die Hinterräder schickt. Mit feinem Gespür für dramaturgischen Effekt schickte man uns erst mit der "schwachen" Maschine los, anschließend persönlicher Fahrdynamik-Check am Navarra Circuit mit dem 380-PS-V6, mit selbigem dann den Rest des Tages on the road. V8? Am Folgetag.

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Ganz ehrlich? Schon das Basisaggregat passt derart fein zum Alu-Sportler, dass sich kaum ein Verlangen nach dem stärkeren V6 einstellt. Nur der V8 ist dann doch noch eine ganz andere Welt.

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Allen Versionen haben die Ingenieure einen fast unanständigen Sound anerzogen, klingt nach den Trompeten von Jericho, die Auspuff-Endrohre sehen sogar so aus. Das machte den Hinweis, bitte sittsam durch die Ortschaften zu manövrieren, ohne fahrlässige Gasstöße, verständlich; zumal die Basken als rabiate Rabauken gelten.

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Weitere Auffälligkeiten? Unter indischer Ägide (Tata) darf Jaguar sich die erlesensten Ingredienzien zulegen, die hier eng abgestufte 8-Gang-ZF-Automatik etwa. Wird im F-Type sogar per Schaltknauf greifbar – weil hier der Jaguar-übliche Drehwahlknopf nicht passen würde, lässt man uns wissen.

 

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Was man die Öffentlichkeit noch nicht wissen lassen wollte, Wayne Darley im Gespräch mit dem STANDARD dennoch entfleucht: Es wird nicht beim Road­ster bleiben. Ähnlich wie Porsche dem Boxster ein Coupé (Cayman) nachschob, steht bei Jaguar ein F-Coupé in der Pipeline. Für immer mehr signifikante Personen. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 26.4.2013)

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