Ständig werden noch größere, noch spektakulärere und noch raffiniertere Schiffe gebaut.

Foto: Princess Cruises

Kreuzfahrten waren einmal etwas für die Reichen und Schönen, für jene Menschen, die sich im Lebensherbst einen lang gehegten Traum erfüllen und wenigsten einmal im Leben ein bisschen was von der Welt sehen wollten. Als solche waren die großen Luxusliner sehr erfolgreich, das Flair von Exklusivität und Besonderheit umwehte die Riesenschiffe.

Heute umweht die Kreuzfahrtschiffe ein Hauch von Größenwahn. Nicht nur, dass die Schiffe immer länger, höher und breiter werden und mittlerweile mehrere Dörfer gemeinsam auf Reisen gehen könnten. Im Kampf um die Passagiere werden sie auch immer mehr zu schwimmenden Vergnügungsparks, die an Bord so viel Unterhaltung bieten, dass sich der Passagier überlegen muss, ob er den Landgang macht oder die Zeit nutzt, um wenigstens einen Teil des Angebots zu nutzen.

Dabei findet ein Wettkampf statt, der skurrile Ausmaße angenommen hat. Bereits 2014 kommt ein Schiff auf die Meere, das nicht nur mehr als 4.000 Menschen, sondern auch noch ein Autodrom, eine Bahn zum Rollerskaten, ein Spa oder gigantische Shoppingmalls im Bauch unterbringt. Innenkabinen werden mit virtuellen Balkonen und Fenstern behübscht, damit auch die Gäste der billigeren Kategorie die perfekte Schiffsfahrt erleben können - in High Definition, versteht sich.

Die Schiffe kosten Milliarden, nichts ist den Reedereien zu teuer für den Passagier. Was allerdings bis dato auf der Strecke blieb, ist der Umweltschutz. Die Tatsache, dass die Schiffsabgase die reine Umweltpest sind, dass die Luxusliner fahrende Müllhalden sind und massenhaft Energie für Klimaanlagen, Beleuchtung, Beschallung oder den Betrieb von Eislaufplätzen und riesigen Leinwänden verbrauchen, lässt sich nicht mehr hinter karibischen Traumkulissen verbergen. Zwangsauflagen zum Umweltschutz sorgen zwar nicht für ein Umdenken, aber zumindest für das Erreichen von Mindeststandards bei den neuesten Schiffsgenerationen. Kaum eine Branche lebt so sehr von einer intakten Umwelt, die auf den Kreuzfahrten besucht und bewundert wird. Kaum eine Branche geht so rücksichtslos mit den Ressourcen und der Natur um.

Für viele Tourismusbetreiber hieß es ab einem kritischen Punkt umdenken. Plötzlich wollten die Menschen nicht mehr in unpersönlichen Bettenburgen mit 5.000 anderen Touristen ihr Geld ausgeben. Irgendwann begann die Suche nach fairem und rücksichtsvollem Tourismus, der nicht nur einige wenige reich macht, sondern vielen nützlich ist. Auf einmal war es nicht mehr in Ordnung, Ressourcen wie Wasser einfach kritiklos für das Vergnügen einiger weniger zu verschwenden, und die Menschen haben begonnen, sich zu fragen, welche Konsequenzen ihr Aufenthalt für Einheimische und Land hat.

Vielleicht ereilt auch die Kreuzfahrtbranche dieses Schicksal, und die riesigen schwimmenden Vergnügungsparks werden sich gesundschrumpfen auf ein für Natur und Menschen erträgliches Maß. (red, derStandard.at, 24.4.2013)