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Political Correctness? Das ist ein Wort, das der arbeitswütige Modeschöpfer wahrscheinlich genauso verabscheut wie Urlaub oder Freizeit.

Foto: ap/camus

Es gehört zu der schönen Seite der Mode, dass es jemanden wie Karl Lagerfeld gibt. Während sich andere im Takt wiegen, fällt er am liebsten aus der Rolle. Political Correctness? Das ist ein Wort, das der arbeitswütige Modeschöpfer wahrscheinlich genauso verabscheut wie Urlaub oder Freizeit. "Je mehr ich arbeite", sagte er einmal, "desto besser sind meine Ideen. Das putscht sich hoch wie bei einer Nymphomanin, die unfähig ist, einen Orgasmus zu kriegen." Es sind Sprüche wie diese, für die Lagerfeld von manchen angefeindet und von vielen verehrt wird. Ein besonders treuer Fan hat vor einiger Zeit sogar eine eigene Facebook-Seite mit Zitaten des Modemachers eingerichtet ("Karl Lagerfeld Zitate").

Hofnarr und Modemacher

"Wie man nachts gut schläft", liest man da, "hat mir meine Mutter schon als Kind beigebracht: Die ganze Welt muss einem egal sein." Je älter Lagerfeld wird, desto mehr scheint er sich an diese Einsicht zu halten. Wobei: Das genaue Alter des Modeschöpfers kennt man bekanntlich nicht. Diesbezüglich scheint er sich an einen anderen seiner Sprüche zu halten: "Was ich sage, ist nur gültig, wenn ich es gerade sage." Am mittelalterlichen Hof wäre jemand wie Lagerfeld wohl Hofnarr geworden, in der Mode hat er es immerhin zum größten lebenden Modemacher gebracht. Und das, obwohl er sich seiner Defizite durchaus bewusst ist: "Ich finde mich oberflächlich und gleichgültig. Auch daran muss ich noch schleifen."

Keine Frage: Der Fall ist hoffnungslos, aber nicht ernst. (Stephan Hilpold, Rondo, DER STANDARD, 26.4.2013)