München - Die chaotische Beziehung zwischen 1860 München und dem jordanischen Investor Hasan Ismaik steht vor dem Aus. Der Unternehmer hat die Auflösung von drei Darlehensverträgen mit dem deutschen Zweitligisten in Höhe von knapp zehn Millionen Euro angekündigt.

Er habe "angesichts des fundamentalen Missmanagements und angesichts der konstanten Weigerung, finanzielle Informationen verfügbar zu machen, keine andere Wahl" gehabt, ließ Ismaik am Dienstag über seinen Münchner Anwalt Michael Scheele mitteilen.

1860 betonte daraufhin die bestehende Gültigkeit der Verträge. "Das Fälligstellen der Darlehen im Rahmen einer ordentlichen Kündigung ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich", teilte die Geschäftsführung mit. Gründe für eine außerordentliche Kündigung lägen "nicht ansatzweise" vor. Zudem habe sich der Klub "stets gesprächs- und kompromissbereit" gegenüber Ismaik gezeigt.

Der Investor ließ sich derweil ein Hintertürchen offen. Er sei bei einer personellen Neuausrichtung der Vereinsspitze bereit, "Verhandlungen über ein erneutes finanzielles Engagement zu führen". In anderen Worten: Ismaik setzt den Löwen vor der Außerordentlichen Mitgliederversammlung am Donnerstag die Pistole auf die Brust. 1860 verwies daraufhin auf die bestehende 50+1-Regel. Die Hoheit bei Personalentscheidungen obliege "dem mehrheitsstimmberechtigten Gesellschafter der KGaA, dem TSV München von 1860 e.V."

Die Sechziger hatten in der vergangenen Woche gegen den Willen von Ismaik die Verträge mit Sportdirektor Florian Hinterberger und Trainer Alexander Schmidt verlängert. Auch Präsidentschafts-Kandidat Hep Monatzeder und Geschäftsführer Robert Schäfer waren bei Ismaik zuletzt in Ungnade gefallen. Präsident Dieter Schneider hatte nach monatelangen Querelen mit Ismaik sein Amt bereits zur Verfügung gestellt.

Ismaik habe "mehrfach angemahnt, keine endgültigen Personalentscheidungen ohne Rücksprache zu treffen, was ignoriert wurde. Die Tatsache, dass trotz eines erheblichen Investments unseres Mandanten eine nachhaltige Sanierung nicht gelungen ist, gibt - ebenso wie das Verhalten der letzten Wochen - Anlass zur Befürchtung, dass sich die Vermögensverhältnisse bei der KG wesentlich verschlechtern", heißt es in dem an Schäfer gerichteten Schreiben.

Der Jordanier Ismaik war im Mai 2011 beim finanziell schwer angeschlagenen ehemaligen Meister eingestiegen und hatte für 18 Millionen Euro 60 Prozent der Anteile gekauft. Damit hatte er den Traditionsverein vor der Insolvenz gerettet. Er war der erste arabische Investor im deutschen Profifußball. (sid - 23.4. 2013)