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Der Brustkrebs soll laut Experten künftig vom Lungenkarzinom übertroffen werden.

Foto: APA/dpa/Jan-Peter Kasper

Das Gesundheitswesen stellt für Österreichs Bevölkerung nach dem Schulwesen die wichtigste Frage der Gesellschaft dar. Als besonders wichtig wird die Krebsproblematik klassifiziert. 90 Prozent der Patienten bezeichnen die Therapie in Österreich als sehr gut oder gut. Das hat eine Umfrage von GfK Austria im Auftrag der Initiative "Leben mit Krebs" ergeben, die am Dienstag, 23. April in Wien präsentiert wurde.

Scharfe Kritik gab es von führenden Krebsspezialisten am Status der Prävention (Rauchgesetzgebung) und an mangelnder Förderung klinischer Forschung durch die öffentliche Hand.

Oberste Priorität für Krebserkrankungen

Das Meinungsforschungsinstitut hat 2.000 Österreicher im Alter über 15 befragt, darunter 379 Personen mit Verwandten oder im selben Haushalt lebenden Personen, die in den vergangenen fünf Jahren eine Krebserkrankung hatten sowie 70 Personen, die selbst erkrankt sind. 

Als wichtigste Themen, die die österreichische Gesellschaft aktuell zu bewältigen hat, nannte das gesamte Sample das Schulsystem/Schulwesen (32 Prozent), das Gesundheitswesen (24 Prozent) und das Pensionssystem (14 Prozent). Darauf folgt erst die Kriminalität mit 13 Prozent.

Auch bei den wahlentscheidenden Themen zeigt sich diese Reihenfolge - "am wichtigsten": Schulwesen/Schulsystem (26 Prozent), Gesundheitssystem (23 Prozent) und schließlich das Pensionssystem (15 Prozent.). Oberste Priorität sollte der Bevölkerung zufolge den Krebserkrankungen (63 Prozent) zukommen.

90 Prozent (sehr) zufrieden

Die Krebspatienten und ihre Angehörige stellen den in Österreich zur Verfügung stehenden Möglichkeiten für Diagnose und Therapie ein gutes Zeugnis aus: 45 Prozent der Erkrankten äußerten sich sehr zufrieden, weitere 45 Prozent eher zufrieden.

"Ich glaube, wir haben da eine Erfolgsstory zu vermelden, auch bei denjenigen Personen, die eine Versorgung im Spital erfahren haben", sagt Christoph Zielinski, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie und Koordinator des Comprehensive Cancer Center (CCC) von MedUni Wien und AKH. Die Zufriedenheit der Österreicher mit dem Gesundheitssystem und dessen Standard sollte "mit Zähnen und Klauen" verteidigt werden. Die Politik wäre gut beraten, an der Versorgungssituation nichts zum Schlechteren zu bewegen.

Wenig Geld für die Krebsforschung

Probleme gibt es aber trotzdem. "Der Anteil der öffentlichen Gelder an der Krebsforschung liegt in Österreich bei unter einem Prozent", weiß Michael Gnant, Spezialist von der Universitätsklinik für Chirurgie und Präsident der in Fachkreisen weltweit angesehenen österreichischen Studiengruppe für Brust- und Dickdarmkrebs, "es ist beschämend. Der Durchschnitt in der EU sind elf bis 13 Prozent. In den USA sind mehr als 50 Prozent der Aufwendung für Krebsforschung 'Tax Payer's Money'." Zielinski ergänzte: "Wir haben hier keine Struktur, wir bauen Individuen auf - unter Behinderung derselben."

Scharfe Kritik übten die Fachleute auch an der Krebsvorsorge in Österreich. Dies gelte speziell für Lungenkarzinome. Zielinski: "Da ist der große Schandfleck die Prävention, weil die Nichtraucher viel zu wenig vor den Rauchern geschützt werden." Dabei werde das Lungenkarzinom in der Zukunft in mehreren Ländern sogar den Brustkrebs als häufigste bösartige Erkrankung bei den Frauen ablösen - bei anhaltend nur moderaten Behandlungsmöglichkeiten. (APA/red, 23.4.2013)