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Kostete es im Jahr 2001 noch 1,37 US-Dollar ein Kind umfassend gegen sechs Krankheiten zu impfen, liegt der aktuelle Preis für elf Impfstoffe insgesamt bei 38,80 US-Dollar.

Foto: APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Eineinhalb Millionen Kinder wären 2011 nicht gestorben, wenn sie den erforderlichen Impfschutz erhalten hätten. Mit dieser drastischen Zahl weist das UN-Kinderhilfswerk UNICEF anlässlich der Weltimpfwoche darauf hin, dass die Bemühungen, jedes Kind zu impfen, weltweit stagnieren.

So wurden im besagten Jahr rund 22,4 Millionen Kinder nicht geimpft, was einer Zunahme von einer Million gegenüber dem Vorjahr entsprechen würde, hieß es in einer Aussendung. Eines von fünf Kindern ist demnach nicht geimpft.

Schwache Gesundheitssysteme und bewaffnete Konflikte

Als Gründe für diese Tatsache nannte UNICEF unter anderem schwache Gesundheitssysteme wie auch bewaffnete Konflikte. Politische Unterstützung wäre daher ausschlaggebend, um das fehlende "5. Kind" zu erreichen. Dabei können die weltweiten Initiativen zum Impfschutz durchaus Erfolge vorweisen. So steht Polio laut dem UN-Kinderhilfswerk kurz vor der Ausrottung und die Todesfälle durch Masern wurden in den vergangenen zehn Jahren um 71 Prozent reduziert. In Summe retten Impfstoffe jährlich zwei bis drei Millionen Kinderleben.

Impfkampagnen wären gerade für arme und isolierte Gemeinden auch ein "Türöffner" für weitere lebenswichtige Maßnahmen wie Moskitonetze, Vitamin A, Entwurmung sowie Gewichts- und Größenkontrollen, hieß es vonseiten der UNICEF, die laut eigenen Angaben 36 Prozent der Impfstoffe aller Kinder weltweit beschafft. Für 2012 bedeute dies 1,9 Milliarden Impfstoffe und 500 Millionen Spritzen.

Mit der diesjährigen achten Europäischen Impfwoche vom 22. bis 27. April nehmen zum zweiten Mal alle Regionen der WHO an der Weltimpfwoche teil.

Impf-Kosten um 2.700 Prozent gestiegen

Auch Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) warnt am Vortag des Globalen Impf-Gipfels: Kostete es im Jahr 2001 noch 1,37 US-Dollar ein Kind umfassend gegen sechs Krankheiten zu impfen, liegt der aktuelle Preis für elf Impfstoffe insgesamt bei 38,80 US-Dollar. Drei Viertel dieser Kosten machen zwei teure, neue Impfstoffe gegen Pneumokokken und Rotaviren aus. Produziert werden sie ausschließlich von Pfizer, GlaxoSmithKline (GSK) und Merck.

"Die Kosten für die Impfung eines Kindes sind im vergangenen Jahrzehnt um 2.700 Prozent gestiegen. Das darf so nicht bleiben", sagt Manica Balasegaram, internationale Direktorin der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen. "Viele Länder, in denen wir arbeiten, werden in den nächsten Jahren finanzielle Hilfe zur Finanzierung von Impfungen verlieren. Wenn sich die Preise nicht ändern, müssen sie dann entscheiden, gegen welche tödliche Krankheit ihre Kinder nicht geimpft werden."

Mangelnde Transparenz bei Pharma-Unternehmen

Der Kern des Problems liegt aus der Sicht von Ärzte ohne Grenzen bei der mangelnden Transparenz der Pharma-Unternehmen bei den Herstellungskosten und im Versuch der Konzerne, hohe Gewinnmargen durchzusetzen. Ärzte ohne Grenzen appelliert an die GAVI-Allianz - einer weltweit tätigen öffentlich-privaten Partnerschaft, die sich für den vereinfachten Zugang zu Impfungen gegen vermeidbare lebensbedrohliche Krankheiten in Entwicklungsländern einsetzt: Sie müsse sich stärker dafür engagieren, neue günstigere Produzenten zu fördern, damit die Preise sinken. (APA/red, 23.4.2013)