Bild nicht mehr verfügbar.

Früher hat die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel den Rat von Uli Hoeneß geschätzt. Jetzt möchte sie lieber nicht mehr mit dem Präsidenten des FC Bayern München gesehen werden.

Foto: APA/EPA/Nietfeld

In der CSU-Zentrale in München dürften sich Erleichterung und Entsetzen dieser Tage die Waage halten. Die engen Verbindungen zwischen Bayern-München-Chef Uli Hoeneß und den Christsozialen sind allgemein bekannt. Vor ein paar Wochen gab es sogar den Versuch, Hoeneß auf die CSU -Liste für die bayerische Landtagswahl am 15. September zu setzen.

Doch Hoeneß wollte letztendlich doch nicht, und die CSU schlägt heute drei Kreuze, dass es nicht geklappt hat. Denn am Wochenende ist der einstige Saubermann des deutschen Fußballs wegen Steuerhinterziehung mithilfe von Schweizer Konten zum Buhmann der Nation geworden. Auch Kanzlerin Angela Merkel, die sich vor kurzem noch gern mit Hoeneß gezeigt hat, rückt deutlich von ihm ab. "Viele Menschen sind von Uli Hoeneß enttäuscht. Die Bundeskanzlerin zählt auch dazu", lässt ihr Regierungssprecher Stefan Seibert am Montag wissen.

Umstrittenes Steuerabkommen

Für CDU und CSU ist der Fall Hoeneß höchst unangenehm. Denn die oppositionellen Sozialdemokraten und Grünen haben ihn sogleich aufgegriffen, um der schwarz-gelben Regierung im Wahlkampf Versäumnisse in der Steuerpolitik vorzuwerfen. Es geht um das deutsch-schweizerische Abkommen, dem SPD und Grüne im Dezember die Zustimmung verweigert haben - und auf das auch Hoeneß gehofft hatte.

Dieses hätte eine pauschale, anonyme und vor allem straffreie Nachversteuerung des deutschen Schwarzgeldes in der Schweiz vorgesehen. Doch die Opposition blockierte es, weil sie fand, die Regierung fasse Steuersünder mit Samthandschuhen an, die Steuersätze (zwischen 21 und 41 Prozent) seien zu niedrig.

Nun, da bekannt geworden ist, dass Hoeneß sich selbst angezeigt und geheime Konten eingeräumt hat, sagt SPD-Vorsitzender Sigmar Gabriel: "Es zeigt sich, worum es CDU/CSU beim Steuerabkommen mit der Schweiz ging, nämlich Steuerbetrüger zu schützen." Und Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin bezeichnet das gescheiterte Abkommen als ein "Geldwaschabkommen".

Darlehen vom Adidas-Chef

Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hingegen verteidigt den geplatzten Pakt mit den Eidgenossen. "Mit dem Abkommen hätten wir es geschafft, dass alle (Steuersünder, Anm.) ihren Anteil leisten. Es wäre gelungen, nicht nur die Einzelfische zu  fangen, sondern den ganzen Schwarm im Netz zu haben", sagt sein Sprecher Martin Kotthaus.

Unklar ist weiterhin, wie viel Geld Hoeneß in der Schweiz gebunkert hat. Die "Süddeutsche Zeitung" schreibt, der Bayern-München-Manager habe um das Jahr 2000 von seinem Freund Robert Louis-Dreyfus, dem Ex-Adidas-Chef, ein Darlehen von zehn bis 15 Millionen Euro bekommen. Damit soll er an der Börse spekuliert haben. Laut "SZ" hat Hoeneß den Gewinn auch versteuert, nicht aber die Kapitalerträge.

Diese Geschäfte zwischen Hoeneß und dem 2009 verstorbenen Louis-Dreyfus fallen laut Süddeutsche genau in die Zeit, in der der FC Bayern München mit Adidas über einen Einstieg in die künftige FC Bayern AG verhandelte. Im September 2001wurde bekannt gegeben, dass sich der Konzern mit zehn Prozent am Klub beteilige und dafür 75 Millionen Euro in Aktien bezahle. Außerdem verlängerte der FC Bayern den Ausrüstervertrag mit Adidas. Diese Partnerschaft besteht bis heute fort. Für einen Zusammenhang zwischen dem privaten Geschäft von Hoeneß mit Dreyfus und den Geschäften zwischen Adias und dem FC Bayern gibt es keinen Beweis.

Im Fall einer korrekten Selbstanzeige könnte Hoeneß am Ende straffrei ausgehen. Dafür müssen aber drei Kriterien erfüllt sein: Nachzahlung der hinterzogenen Steuern, was offenbar erledigt wurde. Bei der Anzeige muss zudem jedes Vergehen auf den Tisch kommen, nicht nur ein Teil. Und die Anzeige darf nicht erst erfolgen, wenn die Behörden schon ermitteln. (Birgit Baumann, DER STANDARD/red, derStandard.at, 23.4.2013)