Auf der greenExpo: Der Lohner-Roller namens Lea in seiner noch nicht wirklich fertigen Gestalt.

Foto: derstandard.at/gluschitsch

Die stilistischen Anleihen beim legendären Urahn sind erkennbar.

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Bereits im Mai soll der Elektro-Roller an den Start gehen.

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Entrepreneur Andreas Lohner (Mitte) bei der Präsentation der Studie.

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Für rund 7.000 Euro soll das Gerät mit dem Österreich-Aspekt zu haben sein.

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"Hat der neue den gleichen Radstand wie der alte?", fragt ein Mann, dessen Reife annehmen lässt, dass er mit dem alten, einem Lohner-Roller mit Verbrennungsmotor, schon ein paar wilde Geschichten erlebt hat. Andreas Lohner greift erst zur Brille, dann zum eigenen Infomaterial vor sich – nach wenigen Sekunden ruft er, anscheinend Hilfe suchend, nach einem gewissen Georg.

Es ist Samstag Vormittag. Die greenExpo hat gerade erst die Pforten geöffnet, und gut dreißig Leute drängen in die Messe. Nicht, ohne mich, in der Motorradkluft, scheel anzuschauen. Momente später treffen wir uns am selben Stand. Der Mann mit der Schnürlsamthose, die Dame mit dem Jute-Sackerl – und ich, im keratinverzierten Leder. An meinem Arm baumelt der Helm, aus dem es inzwischen, zugegeben, schon etwas streng riecht. Eines haben wir aber alle gemeinsam. Die Faszination darüber, wie sehr sich Lohner mit seinem ersehnten Exponat dem Messemotto annimmt. Denn statt des neuen Lohner-Rollers mit E-Antrieb sehen wir weit mehr. Etwas, das aussieht wie ein weißer Papperdeckel-Lohner. Recyclingpappmaché? Eh total öko und green, aber versprochen wurde uns ein selbsttragendes Carbon-Chassis.

Kommunikationsprobleme

Bereits im Vorfeld der offiziellen Präsentation des Rollers zeichnete sich ab, dass die Entzauberung der Lea am Lohner-Stand Überraschungen bergen wird. Letzte Woche nämlich, trat ich an Herrn Lohner heran, bat ihn vorab um Bilder seines Rollers, und wir sprachen recht lange über sein Projekt, da ich natürlich viele Fragen hatte. Das Erfahrene verpackte ich umgehend in eine Geschichte. Doch als es darum ging, das Gesagte für den Artikel freizugeben, stand Andreas Lohner nicht mehr zu seinen Worten. "Nein, das gefällt mir alles gar nicht, wie Sie das schreiben. Das ist nicht im Sinne der Sache", lässt er mich via E-Mail wissen.

Ein erstes Foto des Rollers gab es auch nicht. Top Secret nix dagegen. Offiziell hieß es: "Dass den E-Roller noch kein Medienvertreter gesehen hat, hat den simplen Grund, dass er auf der greenEXPO13 am Freitag, 19. April, offiziell präsentiert und erstmals gezeigt wird." Aus den sogenannten gut informierten Kreisen war zu diesem Zeitpunkt bereits zu hören, dass es schlicht deswegen keine Bilder gäbe, weil der Roller noch nicht zum fotogenen Selbst gefunden habe – und hoffentlich rechtzeitig bis zur Messe auf den Rädern steht.

Offene Fragen

Dabei begann alles so vielversprechend. Magna kniete sich bei der Entwicklungsarbeit richtig rein. Ließ dann aber doch die Finger vom Projekt. Angeblich weil Magna der prognostizierte Gewinn zu gering war. Lohner hat das Konzept dennoch an Land gezogen. Marktkenner gehen davon aus, dass die Produktion eines Rollers dieses Formats etwa 3.000 Euro kostet. Verkauft wird er – weil man ja die operativen Kosten und den Vertrieb auch mitrechnen muss – um rund 7.000 Euro.

Mit dem Vertrieb holpert es aber noch. Der angekündigte Verkaufsstart Mitte Mai wird wohl nicht zu halten sein, wenn es noch keinen Roller gibt. Deswegen stört es auch nicht, dass das Vertriebsnetz noch ein paar Knoten braucht. Doch selbst wenn die geknüpft sind, wird es für Lohner vermutlich nicht leicht, seine Lea international bemerkenswert abzusetzen. Das typische Lohner-Design zieht wohl am stärksten in Österreich. Im Ausland sind die Sentimentalitäten diesbezüglich eher gering. Und um rund 7.000 Euro bekommt man heute schon E-Roller, die in etwa die gleichen technischen Daten vorzuweisen haben – und nicht gerade weggehen wie die warmen Semmeln.

Überschaubare Verkaufszahlen

Govecs etwa ist nach eigener Bezeichnung der "führende deutsche Hersteller von innovativen Elektrorollern". Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 85 km/h, einer Reichweite von bis zu 70 Kilometer und einer Ladezeit von 5 Stunden ist er ein direkter Konkurrent der Lohner Lea. Insgesamt setzte Govecs – derzeit hat der Münchner Hersteller fünf unterschiedliche E-Roller im Programm – 2012 sieben Roller in Österreich ab. Einen weniger als 2011. Den Motorrad-Gesamtmarkt 2012 führt, nur so zum Vergleich, Vespa mit über 46.000 verkauften Einheiten an.

E-Roller haben es – wie auch die E-Autos – nicht leicht, begehrt zu werden. Sie verfügen über eine geringe Reichweite, brauchen lange, um geladen zu werden, und es gibt keine ausgebaute Ladeinfrastruktur. Der Lohner-E-Roller hat überdies keinen Akku, der dazu angedacht ist, entnommen zu werden. Er wiegt 25 Kilogramm. Dafür führt der Roller die komplette Ladeeinheit samt Kabel immer mit sich. Zudem bleibt bei einem E-Roller auch noch das Risiko der noch nicht einschätzbaren Lebensdauer der Akkus.

Das kennt auch Andreas Lohner und meint dazu in einem Posting auf derStandard.at: "Aber laut Werksangaben haben wir weit mehr Ladezyklen, als wir für 20.000 Kilometer brauchen." 20.000 Kilometer sind die magische Grenze, bis zu der sich der E-Lohner im Vergleich zu einem Benzin-Roller rechnet. (Guido Gluschitsch, derStandard.at, 22.4.2013)