"Karl der Große" auf Arte.

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Zwei Könige und Brüder, in Streit und Misstrauen entzweit, "Zwietracht säende Ehefrauen" und eine Mutter, die im Hintergrund die Fäden zieht; schnelle Pfeile und Kettenhemden als fortschrittlichste Waffen, Intrigen und geheime Missionen zu Schutzmächten und Verbündeten, um strategische Vorteile zu erzielen; und ein monumentaler Baum, der als größtes Heiligtum eines ganzen Volkes gilt.

Nein, hier ist nicht von der Serie Game of Thrones die Rede, deren Kriege und Ränkespiele in einer Fantasywelt Millionen Seher vor die Schirme bannen. Hier geht es um jene historische Sphäre, die solcher mit Mythen und Sagen verwobenen Mittelalterrezpetion zugrunde liegt und aus der J. R. R. Tolkien die Ingredienzien für seine genrebildenden Werke bezog.

Arte zeigte Samstagabend den Doku-Dreiteiler "Karl der Große", ein zeitgemäßes Porträt des Herrschers, der in Krieg und Politik die Grundfesten Europas legte. Die schematischen Landkarten und nüchternen Wissenschafterinterviews, üblich bei solcher historischer Reflexion, schienen hier nur das Beiwerk einer Romantisierung der Geschichte durch die Mitteln des Bildes.

Das Leben des großen Karl passte sich durch einen Überschwang an Spielszenen, idyllische Kampf- und Landschaftsinszenierung, sogar durch eigene Rahmenhandlung an die Sehgewohnheiten der Gegenwart an. Ein History-Game of Thrones sozusagen, das zwar nicht ganz an die Bildgewalt der Blockbuster-Fiktion heranreicht, dafür aber sorgsam mit wissenschaftlichen Quellen und Einschätzungen umgeht.

Infotainment im besten Sinne also, und ein Beleg, dass Geschichte spannend erzählt werden kann wie eine Fantasyserie. (Alois Pumhösel, DER STANDARD, 22.4.2013)