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Augenhöhe

Foto: APA/Oczeret

Wien - Zwölf Sekunden hat der Trainereffekt, sofern es ihn überhaupt gibt, schon gewirkt. Da mähte der Rapidler Marcel Sabitzer den Austrianer Alexander Grünwald nieder. Er wollte wohl ein Zeichen setzte, hallo, wir leben noch, wir kämpfen bis zum Umfallen. Oder bis ein Austrianer umfällt. Der neue Trainer Zoran Barisic hatte eine "gutes Gefühl". Hätte er vor dem 305. Derby eine schlechtes gehabt, hätte er es natürlich niemals zugegeben. "Wir haben keine Chance, sind zu schwach, zu labil, können nebenbei nicht kicken "würde sehr blöd klingen, das geht gar nicht, obwohl in Hütteldorf prinzipiell nicht auszuschließen ist.

Die Spieler hatten jedenfalls im Kollektiv versprochen, den Karren aus dem Dreck ziehen zu wollen und sie gestanden ein, dass der am vergangenen Mittwoch gefeuerte Peter Schöttel nicht die Hauptschuld an den Peinlichkeiten getragen habe. Barisic zauberte keine neuen Spieler aus dem Hut, zum Beispiel einen talentierten 14-Jährigen, er vertraute den alten Kräften, Stützen passt nicht zu Rapid. Stefan Kulovits wurde zum Kapitän befördert. Für die Austria ging es am Sonntagnachmittag in der ausverkauften Generali Arena darum, sich Red Bull Salzburg vom Leib zu halten. Und nebenbei stand etwas Historisches auf dem Spiel.

In der mehr oder weniger ruhmreichen Geschichte des Wiener Fußballs ist es noch keiner Mannschaft gelungen, alle vier großen Derbys in einer Saison zu gewinnen. Wobei die Statistik Trainer Peter Stöger "ziemlich wurscht" war. Die Austria begann standesgemäß, schon nach wenigen Minuten wurde der Qualitätsunterschied deutlich. Die Aktionen gerieten weit flüssiger als jene des kaputten Gegner, Tomas Jun vergab eine sogenannte hundertprozentige Chance. Grünwald und Philipp Hosiner hatte ihn perfekt bedient (5.). Rapid hat natürlich gekämpft, drei Gelbe Karten binnen 24 Minuten sind echt nicht schwach. Austrias Tor konnte aber mit bewundernswerter Beharrlichkeit nicht gefährdet werden. Jenes von Rapid wurde hingegen gestresst. Hosiner prüfte Goalie Jan Novota zweimal.

Konkrete Gastgeber, effektive Gäste

Die Gastgeber boten ziemlich Konkretes. Und in der 28. Minute ganz Konkretes: Grünwald schickt Jun, der Tscheche lässt Michael Schimpelsberger schamlos aussteigen, schießt den Ball flach zum hochverdienten 1:0 in die kurze Ecke. In der 53. Minute trug sich schier Unglaubliches zu: Rapid gleicht aus. Deni Alar drückt einen Stanglpass von Christopher Trimmel elegant über die Linie. Drei Minuten später stellte sich wieder die Normalität ein: Jun erhöht auf 2:1. Wieder nach Pass von Grünwald. Und wieder war Schimpelsberger arm. Augenblicke später verletzte er sich auch noch.

65. Minute, das Wunder, zweiter Teil: In einer Drangperiode der Austria spielte Mario Sonnleitner steil auf Alar. Der lässt sich von Tormann Heinz Lindner noch abdrängen, erblickt aber den nachkommenden Sabitzer, der den Ball tatsächlich zum 2:2 ins leere Tor schiebt. Rapid jubelt, hat die Moral tatsächlich neu entdeckt. Den Trainereffekt gibt es vielleicht wirklich. Und die Austria hat nur mehr sechs Zähler Vorsprung auf Salzburg. "Wir haben entschieden, dass Rapid unentschieden gespielt hat", sagte Austrias Kapitän Manuel Ortlechner. (Christian Hackl, DER STANDARD, 22.4.2013)

Fußball-Bundesliga, 30. Runde, Sonntag

FK Austria Wien - SK Rapid Wien 2:2 (1:0)
Generali-Arena, 12.500 Zuschauer (ausverkauft), SR Harkam

Torfolge:
1:0 (28.) Jun
1:1 (53.) Alar
2:1 (56.) Jun
2:2 (66.) Sabitzer

Austria: Lindner - Koch, Rogulj, Ortlechner, Suttner - Holland, Dilaver (75. Kienast) - Gorgon (87. Simkovic), A. Grünwald, Jun (82. Stankovic) - Hosiner

Rapid: Novota - Schimpelsberger (61. Schaub), Sonnleitner, Gerson, Katzer - Trimmel, Wydra (88. Grozurek), Kulovits, G. Burgstaller (79. Pichler) - Sabitzer, Alar

Gelbe Karten: A. Grünwald, Hosiner bzw. Kulovits, Wydra, G. Burgstaller