Wien/Salzburg/Innsbruck - Wenig Grund zum Jubeln werden die Koalitionspartner SPÖ und ÖVP wohl an den nächsten beiden Wochenenden haben. Denn anders als Kärnten und Niederösterreich verheißen ihnen die letzten beiden Landtagswahlen vor der Nationalratswahl nur wenig Gutes. Zwar wird in Salzburg (5. Mai) einer der beiden "Sieger" im Kopf-an-Kopf-Duell und in Tirol (28. April) die ÖVP Erste bleiben. Aber die ÖVP wird laut den Umfragen in beiden Ländern noch weiter ins historische Tief schlittern. Dies droht auch der SPÖ in Salzburg, wie auch der Verlust eines der derzeit fünf rot-dominierten Länder.

Von den Verlusten der Traditionsparteien profitierten dürfte diesmal nicht die FPÖ, sondern die Grünen. Dabei hätte der bis vor Kurzem erfolgsgewöhnte FP-Chef Heinz-Christian Strache - im Hinblick auf die Nationalratswahl - nach den Schlappen in Kärnten und Niederösterreich wohl gern wieder zwei blaue Wahlsiege gefeiert. Die verheißen die Umfragen nicht, sondern einen Verlust in Tirol und einen geringen Zuwachs in Salzburg. Grünen-Chefin Eva Glawischnig darf sich hingegen - wenn die Grünen es schaffen, die Umfragewerte bei der Wahl zu erreichen - auf einige Schubkraft freuen. Für das Team Stronach werden die Landtagswahlen ein weiteres Indiz, wie die Chancen für die Nationalratswahl stehen. In Salzburg sollten sie laut Meinungsforschern die Fünf-Prozent-Hürde locker nehmen, in Tirol - trotz der dortigen Zerwürfnisse im "Team" - vermutlich auch. In Tirol werden laut den Prognosen noch einige weitere Parteien in den Landtag einziehen.

Koalitionsverhandlungen

Spannend werden in beiden Ländern wohl nicht nur die Wahlsonntage, sondern auch die Koalitionsverhandlungen danach. In Salzburg hat die Anfang Dezember aufgebrochene Finanzaffäre das Vertrauen in die Regierung erschüttert - und ÖVP-Chef Wilfried Haslauer dazu gebracht, sofort die Vorverlegung der Wahl zu initiieren. Dies missbilligte Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ), seither ist das Klima zwischen den beiden ausgesprochen schlecht. Die Fortsetzung ihrer Koalition sollte sich zwar - mit jeweils prognostizierten rund 30 Prozent - ausgehen. Aber beide streckten ihre Fühler bereits nach anderen Partnern aus. Der bisher umworbene FPÖ-Chef Karl Schnell hat sich allerdings zuletzt mit seinem "Umvolkungs"-Sager zumindest bei Burgstaller selbst aus dem Rennen genommen.

Schwarz-Blau - von Haslauer nicht ausgeschlossen - dürfte aber nicht die nötige Mehrheit bekommen. Möglich wäre eine solche Variante, geht man von den Umfragewerten aus, nur unter Beteiligung des Teams Stronach. Rot-Grün ist noch unwahrscheinlicher. Womit die Zeichen wieder auf Fortsetzung der Großen Koalition stehen. Was auch deshalb nicht unmöglich scheint, weil wohl der/die im Duell unterlegene Spitzenkandidat/in zurücktreten wird.

Viele Kandidaten in Tirol

In Tirol wird die Frage schon am Wahlsonntag entschieden, ob Rot und Schwarz ihre Koalition fortsetzen können oder ob sich vielleicht auch eine der ÖVP mit einer der Dissidenten-Parteien ausgeht. Knapp werden könnte es, weil dort heuer so viele Kandidaten antreten wie nie zuvor - und neben ÖVP, SPÖ, FPÖ und Grünen noch drei weitere gute Chancen für den Einzug in den Landtag haben. Die ÖVP hofft dennoch, ihre 16 (von 36) Landtagsmandate halten zu können, was sich mit 35 Prozent (2009 kam sie auf 40,50 Prozent) ausgehen könnte. Bei einem nicht allzu großen Minus der SPÖ (2009: 15,46 Prozent, 5 Mandate) würde das für Schwarz-Rot reichen. Für den Fall, dass die koalitionäre Schlappe doch größer ausfällt, wurden im Wahlkampf schon viele Ansagen und Spekulationen getätigt - wofür bei elf antretenden Listen auch Stoff genug vorhanden ist.

Die 532.496 wahlberechtigten Tiroler können sich heuer zwischen der ÖVP, vier weiteren bürgerlichen Listen (Liste Fritz-Bürgerforum Tirol, vorwärts Tirol, Gurgiser&Team und Für Tirol), der FPÖ, der SPÖ, den Grünen, dem Team Stronach sowie in manchen Bezirken auch noch der KPÖ oder den Piraten entscheiden. Unter der Fünf-Prozent-Hürde rangierten in den Umfragen nur das Team des Transitgegners Fritz Gurgiser, die "Für Tirol"-Liste des Ex-Wirtschaftsbündlers Patrick Pfurtscheller, die KPÖ und die Piraten. Womit dem Rekord-Stimmzettel ein Rekord-Landtag mit sieben Parteien folgen könnte. ÖVP-Spitzenkandidat Platter nahm dies zum Anlass, im Wahlkampf vor "italienischen Verhältnissen" und einer Dreier-Koalition zu warnen.

KPÖ und Piraten in Tirol chancenlos

In Salzburg drohen diese nicht - auch wenn dort mit sieben Kandidaten der Stimmzettel lang wie nie zuvor ist. Die 389.789 Wahlberechtigten haben die Wahl unter SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grünen, Team Stronach und in manchen Wahlkreisen auch KPÖ und den Piraten. Die letzten beiden haben laut den Umfragen keine Chancen, der Landtag dürfte künftig aus den fünf erstgenannten bestehen.

Sollte das Ergebnis am Wahlsonntag knapp ausfallen, wird den Tirolern noch einige Geduld abverlangt. Denn dort werden die Briefwahl-Stimmen erst am Dienstag nach der Wahl, also am 30. April, ausgezählt. Obwohl sie wie in Salzburg auch bereits am Sonntag zu Wahlschluss (17.00 Uhr) bei der zuständigen Wahlbehörde eingelangt sein müssen. In Salzburg werden die Briefwahlstimmen erstmals gleich am Sonntag ausgezählt. (APA, 21.4.2013)