Junge Männer ohne Jobs, ohne Perspektiven, ohne Frauen oder Freundinnen, ohne einen sinnvollen Lebensentwurf. Sie sind das explosivste Element in explosiven Regionen und Zeiten.

In Boston: Zwei Brüder aus Tschetschenien, 26 und 19. Offenbar ist die Familie geflohen vor dem dort immer noch schwelenden Krieg. In den USA konnten sie nicht Fuß fassen, der Ältere beklagt sich bitter in einem Blog, dass er keine Freunde findet. Weil ihnen als Muslimen Misstrauen entgegenschlug? Sind sie Teil eines Netzwerks? Oder haben sie sich eher doch "selbstradikalisiert"? In einem wachsenden Hass auf eine reiche Gesellschaft, die ihnen keine Chancen zu bieten schien (aber immerhin ein Stipendium gewährte).

Mehr als das Internet braucht man nicht, um Hasspredigten zu hören und (Küchen-)Bomben zu basteln, die dann Kinder zerfetzen. Der Jüngere gab in den Social Media seine Interessen mit "Islam" einerseits und "Geld und Karriere" andererseits an. Ein Highschool-Freund beschrieb ihn als "as american as anybody, as me". Aber Studien zeigen, dass auch Selbstmordattentäter dies als eine Art Karriereentscheidung betrachten.

Die Brüder suchten nach dem Marathon-Attentat die Konfrontation und damit den Tod, indem sie einen Sicherheitsmann angriffen. Ausgerechnet am Campus des MIT, Symbol der westlichen technologischen Überlegenheit und privilegierter Bildungschancen. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 20.4.2013)