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Müssen Kühe künftig hungern? Ja, sagen die einen. Aber wo, die anderen.

Foto: AP/Büttner

Wien - Von bis zu 40 Prozent Abweichungen nach Kontrollen der AMA auf Almflächen hat Anton Wallner, Sprecher der Salzburger Almbauern und Landwirtschaftskammer-Rat des Salzburger Bauernbundes, am Donnerstag gesprochen. Als Beispiel nannte er eine Alm, die im Vorjahr 214 Hektar förderwürdige Futterfläche aufgewiesen habe - nach der AMA-Durchsicht seien nur mehr 45 Hektar übrig geblieben.

Die betroffene Almfläche ernähre 170 Großvieheinheiten - sprich Kühe. Nach dem AMA-Ergebnis blieben damit pro Großvieheinheit nur mehr 0,3 Hektar Almfläche übrig - "die Kuh würde verhungern", empörte sich Wallner. "Eine Kuh braucht je nach Höhenlage einen Hektar bis 1,5 Hektar freie Almfläche, damit sie genug zu fressen findet." In Salzburg gibt es 1750 Almen, die von 4.750 Almbauern bewirtschaftet werden.

Über den neuen Mediator in der Causa, die die Bauern zur Zornesröte und ersten Demos treibt, Ex-EU-Kommissar Franz Fischler setzt Wallner Hoffnung: "Ich habe Hoffnung, dass so eine renommierte Persönlichkeit wie Franz Fischler uns helfen kann", erklärte der Salzburger Almbauern-Sprecher. Die Zeit dränge: Der Stichtag für den "normalen" Abgabetermin für die Referenzflächen bei der Landwirtschaftskammer sei der 15. Mai.

AMA verteidigt Kontrollen

Fischler sagte am Donnerstag, man müsse sich anschauen, ob das von Österreich angewendete System zur Flächenfeststellung "überhaupt EU-kompatibel" ist. Der Almleitfaden, der die Vorgaben in Österreich festlegt, ist laut Ministeriumsbeteuerungen zwar von der EU akzeptiert worden - aber: "Der Leitfaden stammt aus dem Jahr 2000, seither hat es in der EU Änderungen gegeben", so Fischler.

Für eine "Versachlichung" der hitzigen Debatte um falsche Flächenangaben auf heimischen Almen geht es der AMA. Ihr Aufsichtsratschef Franz Hautzinger, zugleich Burgenlands Landwirtschaftskammerchef, hat die Arbeit der AMA als "korrekt und entsprechend dem rechtlichen Rahmen" verteidigt.

Weniger Wirbel in Oberösterreich

In Oberösterreich sieht man die Sache gelassener: "Es gibt wahrscheinlich in einigen Fällen Differenzen", beruhigte Leo Weichselbaumer, in der Landwirtschaftskammer für Förderungen zuständig. Man sei "nicht so im Dilemma", wie etwa die Bundesländer Salzburg und Tirol - wo die Causa allerdings auch wegen der bevorstehenden Landtagswahlen besonders aufkochen dürfte. Die Bauern seien zwar verunsichert, "aber diejenige, die wissen, dass sie sauber gearbeitet haben, müssen sich nicht fürchten", spielte der Kammerfunktionär die heiße Kartoffel den Bauern zu. In Oberösterreich gibt es 190 Almen mit rund 800 Auftreibern.

Um Beruhigung bemüht war indes auch der Präsident der Landwirtschaftskammer, Gerhard Wlodkowski. "Der gemeinsam zwischen dem Ministerium und den Vertretern der Länder und der Landwirtschaftskammern vereinbarte Weg, wie auch die nun eingesetzte Expertenkommission unter der Leitung des früheren Agrarkommissars Franz Fischler, geben den Almbauern Sicherheit", sagte er in einer Aussendung am Donnerstag. "Einerseits haben jene die Möglichkeit, eventuelle Abweichungen ohne Sanktionen richtigzustellen, andererseits werden strittige Fälle von der Kommission beurteilt", so Wlodkowski. (APA, 18.4.2013)