Der Installer ist im Vergleich zu Ubuntu 12.10 praktisch unverändert geblieben, lediglich die kleinen Punkte am unteren Ende sind neu hinzugekommen. Sie signalisieren, bei welchem Schritt der Verlauf der Installation gerade angekommen ist.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Ubuntu 13.10 wird mit dem umgestalteten Nautilus 3.6 als Dateimanager ausgeliefert. Darunter arbeitet eine aktuelle Version der Dateisystemebene gvfs, die die Einbindung von Geräten, die das MTP-Protokoll zum Austausch nutzen, ermöglicht.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Ansonsten unterscheidet sich der Desktop von Ubuntu 13.04 nur geringfügig von der Vorgängersaison.

Screenshot: Andreas Proschofsky / derStandard.at

Abgang von einem Linux-Klassiker: Die Nutzung mehrerer Workspaces ist nun von Haus aus deaktiviert.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die Suche im Unity Dash gibt sich nun fehlertolerant.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Neue Shutdown / Restart / Logout Dialoge im Unity-Stil.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Auch das Tool zur Softwareaktualisierung wurde grafisch leicht überarbeitet.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Firefox 20 ist der Default-Browser bei Ubuntu 13.04.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Ein neues Sync-Menü für den Desktop.

 

Screenshot: Andreas Proschofsky

Ein weiteres Beispiel für den Feinschliff an Unity: Diverse neue Icons, aber auch ein überarbeiteter Look für den Alt+Tab-Switcher.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Als Alternative gibt es nun ein eigenes Ubuntu GNOME. Auch wenn dieses derzeit noch etwas mit den diversen Ubuntu-spezifischen GNOME-Anpassungen zu kämpfen hat, so dass etwa zwei Tools für die "Online Accounts" parallel installiert werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Vor wenigen Wochen hatte Softwarehersteller Canonical Großes zu verkünden: Hatte man sich bislang ganz auf den Desktop/Laptop-Markt konzentriert, soll Ubuntu künftig auch Smartphones und Tablets erobern. Auf dem Weg dorthin sollen zahlreiche Änderungen an der Architektur der Linux-Distribution vorgenommen werden: Vom Einsatz des eigenen Display Server Mir bis zum Wechsel auf eine vollkommen neu geschriebene Version der eigenen Desktop-Oberfläche ("Unity Next") reichen die ambitionierten Pläne. Dies nicht zuletzt unter dem Aspekt künftig eine einheitliche Softwareplattform vom Smartphone bis zum Desktop bieten zu können.

Abwarten

Doch solch große Umbauten lassen sich natürlich nicht von einem Tag auf den anderen bewerkstelligen. Und doch sieht der Ubuntu-Zeitplan einen fixen sechsmonatigen Rhythmus zur Veröffentlichung einer neuen Version vor - und an diesen will man sich natürlich halten. So gibt es nun also eine Release, die eigentlich so gar nicht in die aktuellen Entwicklungen bei Canonical passt, versammelt sie doch noch einmal all die "alten" Komponenten.

Support

Sei es, wie es sei: Jedenfalls steht ab sofort Ubuntu 13.04 "Raring Ringtail" von der Seite des Herstellers zum Download. Und auch wenn sich die damit einhergehenden Neuerungen - so viel sei vorab verraten  - eher im moderaten Rahmen halten, gibt es doch eine Premiere. Ob diese alle NutzerInnen erfreuen wird, darf allerdings bezweifelt werden. Ist Ubuntu 13.04 doch die erste Version der Distribution, die nur mehr neun statt wie bisher achtzehn Monate lang mit Updates versorgt. Wer längeren Support benötigt wird auf die alle zwei Jahre erscheinenden "Long Term Support"-Releases verwiesen.

Installiert

Am  Anfang eines jeden Ubuntu-Tests steht der Bereich Installation, der dieses Mal allerdings in Windeseile abgehandelt werden kann, hat sich im Vergleich zum Vorgänger hier doch praktisch nichts getan. Sowohl Installation als auch Upgrade eines bestehenden Systems wurden aber immerhin tadellos durchgeführt. Die einzig bemerkenswerte Änderung in diesem Bereich ist, dass der Ubuntu-Installer für Windows-Systeme - Wubi - in der aktuellen Release gestrichen wurde.

Flink

Beim ersten Boot gleich einmal ein - nicht ausschließlich auf die aktuelle Version bezogenes - Lob für Canonical: Der Systemstart ist auf einem System mit halbwegs flotter SSD mittlerweile in wenigen Sekunden erledigt. Allerdings wird dadurch die Anzeige eines Splash-Screens zunehmend fragwürdig. Auf dem Testsystem ist dieser nur mehr rund eine Sekunde lang zu sehen - und wird somit zur unnützen Zeitverschwendung.

GNOME

Auch in Ubuntu 13.04 bildet wieder der GNOME die Basis des Desktops, wenn auch - einmal mehr - nicht durchgehend in der aktuellsten Version. Größtenteils kommt hier ein GNOME 3.6 zum Einsatz, nur vereinzelte Komponenten - etwa der System Monitor oder der Taschenrechner - sind bereits in der Version 3.8 enthalten. Eine kleine Ausnahme hat man zudem für die virtuelle Dateisystemebene gvfs gemacht, und zwar mit durchaus erfreulichem Ausgang. Bietet dessen aktuellste Version doch Unterstützung für MTP-Verbindungen. Darüber dürfen sich nicht zuletzt die NutzerInnen aktueller Nexus-Smartphones oder -Tablets freuen, immerhin bietet Google mittlerweile MTP statt dem älteren "USB Mass Storage"-Modus für den Datenzugriff.

Updates

Da viele GNOME-3.6-Komponenten im Ubuntu-Umfeld trotzdem neu sind, erbt man hier automatisch eine Reihe von Änderungen. Allen voran den neu gestalteten Dateimanager Nautilus, der mit der betreffenden Version für einige Diskussionen gesorgt hatte. Immerhin wurde nicht nur dessen Interface grundlegend umgebaut, und viel Neues hinzugefügt (etwa eine deutlich bessere Suchfunktion), sondern auch das eine oder andere Feature - etwa die "Split View" - entfernt. Dies hatte dazu geführt, dass sich etwa Linux Mint vom Nautilus verabschiedet und einen Fork namens "Nemo" etabliert hat. Bei Ubuntu war dieser ebenfalls im Gespräch, im Endeffekt hat man sich nun aber für den überarbeiteten Nautilus entschieden.

Einstellungssache

Die Systemeinstellungen präsentieren sich wie gewohnt mit diversen Ubuntu-spezifischen Veränderungen. In Summe wirkt all dies nur begrenzt konsistent, manche Einstellungspunkte werden im gleichen Fenster geöffnet - andere hingegen extern. Zu den aktuellen Verbesserungen gehören zusätzliche Einstellungsmöglichkeiten für die Unity Online Accounts. Hier können nun einzelnen Services - also etwa Flickr oder Google - gezielt nur für einzelne Programm (de)aktiviert werden. Was fehlt, ist hingegen die versprochene Feinadjustierung der vor allem wegen der Amazon-Einbindung umstrittenen Einbindung von Online-Quellen in die Suche des Unity Dash. Hier gibt es also weiter nur die "Alles oder Nichts"-Möglichkeit - oder alternativ der Griff zur gezielten Deinstallation der betreffenden Pakete.

Unity

Die Canonical-eigene Oberfläche Unity ist in Ubuntu 13.04 ebenfalls in einer neuen Version vorhanden, die sich aber vor allem Detailverbesserungen widmet. Highlight ist hierbei wohl die fehlertolerante Suchfunktion im Dash, Programme oder Dateien werden nun also auch gefunden, wenn man sich leicht vertippt hat. Ebenfalls neu: Ist der Mauszeiger über einem Icon im Launcher-Bereich kann jetzt mit dem Mausrad zwischen den einzelnen Fenstern des betreffenden Programms gewechselt werden.

Keine Workspaces

Von Haus aus hat Unity nun die Unix/Linux-typischen Workspaces deaktiviert, dies lässt sich allerdings schnell in den Erscheinungsbildeinstellungen rückgängig machen - und bietet dann endlich auch ein klare Darstellung davon, auf welchem Arbeitsplatz man sich gerade befindet. Es gibt neue Dialoge für Neustart, Abschalten und Logout, die nun ganz im Unity-Design gehalten sind. Zudem wurden einige Icons grafisch überarbeitet, am Timing diverser Desktop-Animationen gefeilt und dem automatischen Anordnen von Fenstern ein neuer Effekt verpasst. Dazu kommt eine neue "Photo Lense" mit der Bilder aus der Bildverwaltung Shotwell und verbundenen Online-Accounts direkt im Unity Dash dargestellt werden sowie überarbeitete Animationen für die Darstellung von Inhalten an dieser Stelle.

Performance

Für denn Alltag aber wohl wichtiger: Mit der aktuellen Version bessert Canonical endlich diverse Performance-Defizite aus, die dazu geführt hatten, dass Unity auf derselben Hardware zum Teil erheblich langsamer als andere Desktops agierte. Dies hat allerdings einen gewissen bitteren Beigeschmack: Erfolgen diese lang ersehnten Optimierungen doch exakt in der letzten Version bevor Unity durch eine vollständige Neuimplementation auf anderer technischer Basis ersetzt wird...

Menüs

Im Panel ist ein neues Sync-Menü hinzugekommen, über das derzeit ausschließlich Ubuntu One gesteuert werden kann, später sollen hier auch andere Services wie Dropbox eingebunden werden. Auch gibt es einen neu geschriebenen Bluetooth-Indikator.

Softwareauswahl

Die Wahl der mitgelieferten Programme ist im Vergleich zu Ubuntu 12.10 beinahe unverändert geblieben. Dies allerdings mit einer prominenten Ausnahme: Der Microblogging-Client Gwibber ist aus dem Default-Install geflogen, um so verblüffender, dass die damit korrespondierende "Social Lens" im Unity Dash geblieben ist. Gwibber soll übrigens nicht dauerhaft abgelöst werden, sondern wird im Moment unter dem Namen "Friends" - und auf Basis von Qt/QML - neu geschrieben. Wer am aktuellen Stand der Entwicklung Interesse hat, kann sich eine Preview-Version von Friends schon jetzt über das Software Center herunterladen.

Updates

Apropos Softwareinstallation: Der Dialog für die Aktualisierung des Systems wurde grafisch überarbeitet, zeigt in der Detailansicht die anstehenden Updates nun gruppiert und in schlankerem Layout an. Nur als Preview enthalten - also von Haus aus deaktiviert - sind die sogenannten "Upstart User Sessions" mit denen das Ubuntu-Boot-System auch das Management der Desktop-Session übernimmt. Wer dazu mehr wissen will - und eventuell Interesse am Testen hat - sei auf einen Blog-Eintrag eines Canonical-Entwicklers verwiesen.

Basis

Ubuntu 13.04 basiert auf dem Linux Kernel 3.8, mit den gewohnten kleineren Änderungen durch Canonical. Ebenfalls aktualisiert wurde die freie Office Suite LibreOffice (4.0.2.2), als Browser kommt weiterhin Firefox zum Einsatz, hier in der Version 20 enthalten.

Probleme

Nicht verschwiegen sei, dass es auch wieder diverse bekannte Probleme mit der neuen Ubuntu-Release gibt. So berichten NutzerInnen der proprietären Grafiktreiber von Nvidia oder ATI, dass bei ihnen Skype nicht länger funktioniert. Außerdem lässt sich Google Chrome nicht mehr so ohne weiteres einrichten, da dem Installer eine alte Bibliothek aus dem udev-Paket fehlt. Canonical rät in diesem Fall dazu statt der offiziellen Google-Pakete lieber die Open-Source-Basis von Chrome, also Chromium, zu installieren.

UbuntuGNOME

Jenseits des Unity-Desktops gibt es wie gewohnt noch zahlreiche andere Ubuntu-Varianten, etwa mit KDE oder Xfce-Desktop. Nun auch offiziell in diesem Reigen ist UbuntuGNOME zu finden, das also eine Variante des Betriebssystems mit GNOME3 als Desktop darstellt. Eine durchaus interessante Option, deren Attraktivität allerdings etwas unter der langsamen Aufnahme von GNOME-Komponenten in Ubuntu leidet. Immerhin kann der Desktop aber mithilfe eines offiziellen Repositorys - weitgehend - auf den aktuellen Stand gebracht werden.

Fazit

Fakt ist: Canonical konzentriert sich derzeit vor allem auf die Smartphone- und Tablet-Zukunft des eigenen Betriebssystem. Und das ist bei Ubuntu 13.04 unübersehbar. Die wirklichen Neuerungen halten sich in engen Grenzen, und wurden zum Großteil von anderen Projekten "geerbt". Versprochene Verbesserungen - etwa rund um die Amazon-Integration - wurden hingegen eine spätere Version verschoben.

Umschichtung

Gleichzeitig wird der Fokus auf die LTS-Ausgaben betont, nicht zuletzt die Verkürzung des Support-Zeitraums spricht hier eine klare Sprache. Diese hat zur Folge, dass es künftig nicht mehr möglich sein wird, einzelne, weniger stabile Ubuntu-Releases zu überspringen. Wer sich jetzt also Ubuntu 13.04 installiert, muss zwangsläufig auch in wenigen Monaten auf Ubuntu 13.10 aktualisieren. Und das kann angesichts der massiven Umbauten, die für diese Version anstehen, durchaus "interessant" werden.

Abwägungen

Wer sich dieser Zukunftsperspektive bewusst ist - und nicht davor zurückschreckt - bekommt mit Ubuntu 13.04 einen abermals recht gelungen Linux-Desktop. Allen anderen sei empfohlen auf die nächste "Long Term Support"-Release zu warten, die für den April 2014 vorgesehen ist - dann auch wieder mit fünf Jahren garantiertem Support. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 25.04.13)

tl;dr: Ubuntu 13.04 wirkt wie eine für den Hersteller unliebsame Zwischenversion auf dem Weg zu den anstehenden großen Umbauten. Wirklich signifikante Veränderungen gibt es nur wenige, der verkürzte Support-Zeitraum soll die breite Masse der NutzerInnen zunehmend in Richtung "Long Term Support"-Releases drängen.