Wien - Obwohl die Großbanken in Österreich 2012 - zum Teil durch Umschichtungen - ihre Kapitaldecken um Milliarden dicker machten, grundeln sie in den Augen von Standard & Poor's bei der Kapitalstärke noch immer in Kapitalregionen, wie sie die Banken in Irland, Italien oder Frankreich kennen. Denn die gestiegenen Osteuropa-Risiken haben die Effekte der letzten Kapitalstärkungen zwar nicht komplett, aber doch wieder zum Teil aufgefressen. Den Banken wurde neuerlich nahegelegt, sich frisches Kapital zu beschaffen.

Auch innerhalb Österreichs gibt es Risiko: S&P nannte die umfangreichen Fremdwährungskredite. Zudem bergen die stark gestiegenen Immobilienpreise in Wien und anderen Teilen Österreichs die Gefahr, dass dieser Boom zur Blase wird - wieder gefolgt von der Gefahr von Kreditausfällen. Anders als in Spanien sei der Boom in Österreich aber nicht kreditgetrieben. Vielmehr hätten Anleger Gelder umgeschichtet.

Geringfügige Verbesserung

Standard & Poor's (S&P) setzt seine eigenen Banken-Kapitalquotenrechnungen etwa bei der Hälfte der Quoten an, wie sie die Regulatoren berechnen. Ende 2011 kamen bei S&P die drei größten Banken Österreichs (Bank Austria, Erste, Raiffeisen) im Schnitt aller drei auf 5,5 Prozent Kapitalquote. Auf 2012 hätten sich diese Daten nur geringfügig verbessert, weil durch die Wachstumsschwächen im Osten das Risiko in Ost/Südosteuropa gewachsen ist. Als "adäquat" sähe Anna Lozmann, Associate Director Financial Institutions Ratings, für die Austro-Großbanken Werte zwischen 7 und 10 Prozent an, wie sie am Donnerstag in Wien sagte.

In Osteuropa sind die Profite der Banken unter Druck, in Ungarn blühen den Banken auch 2013 Verluste, in einigen Ländern zumindest Ertragsrückgänge. Die heimischen Großbanken gelten als besonders sensibel, was das konjunkturelle oder politische Umfeld im Osten und Südosten betrifft.

Man sehe schon, dass die österreichischen Banken Kapital aufbauten, sagte Lozmann, interne Kapitalbeschaffungsmaßnahmen dürften aber nicht reichen. Theoretisch bliebe ein weiterer Abbau von Risikogewichteten Aktiven. Sich am Markt Kapital beschaffen zu wollen, wäre für S&P naheliegender, ist für Banken im Moment aber auch nicht leicht.

Vertrauen auf den Staat

Bei den österreichischen Großbanken wären die Ratings laut Standard & Poor's um zwei Stufen tiefer, gäbe es nicht die Aussicht, dass der Staat im Fall einer neuen Krise helfend einspringt. Bei der KA Finanz sind sogar vier Stufen im Rating verarbeitet, weil der Bund in die staatliche Abbaubank bereits viel Geld hat fließen lassen. Lozmann sprach heute von einer hohen Wahrscheinlichkeit, dass die KA Finanz weitere Staatsunterstützung braucht: "Es besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Bank weitere Staatsunterstützung braucht und wir rechnen auch damit".

Die Kommunalkredit hat ihre toxischen Papiere in die Bad Bank KA Finanz ausgelagert. Während der Gemeindefinanzierer selbst verkauft werden soll, soll die KA Finanz weiter in Staatsbesitz bleiben und abgebaut werden. Sie war in den vergangenen Jahren bereits mehrfach in die Schlagzeilen geraten - unter anderem wegen ihrer im Vergleich zu anderen österreichischen Banken hohen Engagements in Krisenländern. In Zypern ist die KA Finanz etwa mit 360 Millionen Euro engagiert. Der Staat hat bereits mehrere Milliarden Euro in die Bad Bank gesteckt.

Steuerzahler dürfen hoffen

Angesichts der Vorbereitungen um Banken-Insolvenzgesetze und Abwicklungsmodelle gehen die Experten davon aus, dass die Steuerzahler in Europa künftig weniger zur Kassa gebeten werden, wenn es um Bankenrettungen geht. "Wir schauen dieser Entwicklung zu", sagte Markus Schmaus, Senior Director und Analytical Manager Financial Institutions Ratings bei Standard & Poor's Ratings in Frankfurt. Je nach Entwicklung werde man auch österreich-spezifisch überdenken müssen, wie sich das auf die Ratings auswirkt. "Kurzfristig sehen wir nicht, dass die Staatsunterstützung weniger wird", so die Rating-Experten. Solange die Märkte schwierig blieben, werde weiter Staatsgeld fließen. (APA, 18.4.2013)