Anlässlich eines Skoliose-Symposiums mit 300 Medizinern am vergangenen Wochenende im Orthopädischen Spital Speising in Wien lassen Experten aufhorchen: 0,5 Prozent der Bevölkerung, also rund 40.000 Österreicher, leiden an einer mittelstarken oder starken Ausprägung der so genannten "idiopathischen adoleszenten Skoliose".

Die Skoliose ist eine seitliche Verkrümmung und Verdrehung der Wirbelsäule. Idiopathisch bedeutet, dass die Ursache unklar ist.

Keine Fehlhaltungen

"Diese Art der Skoliose entsteht im Jugendlichenalter, so zwischen 10 und 16 Jahren, hat aber nichts mit einer Fehlhaltung, Haltungsschwäche oder etwa dem Schultaschentragen zu tun", sagt Rudolf Ganger, Leiter der Kinderorthopädie-Abteilung in Speising.

Ist die Verkrümmung höher als 20 Grad ist eine Therapie notwendig. In einer ersten Phase wird meist empfohlen,  ein Korsett zu tragen, um das Wachstum in die richtige Richtung zu lenken und eventuell damit die Ausprägung der Skoliose zu reduzieren.

Viele Heranwachsende lehnen das Tragen einer  solchen Orthese am Körper allerdings ab. "Unsere Daten zeigen aber, dass die jungen Patienten durch die psychologische Unterstützung das Korsett eher annehmen", sagt Robert Csepan. Er betreut die Skolioseambulanz im Orthopädischen Spital Speising.  Auch physiotherapeutische Übungen gehören zur Behandlung.

Flächendeckendes Screening

Ist die Skoliose stärker ausgeprägt ist, muss häufig operiert werden. "Je jünger die Patienten sind, desto besser und stärker kann die Skoliose begradigt werden", sagt Michael Ogon, Leiter der Wirbelsäulenabteilung in Speising und ergänzt: "Eine höhergradige Skoliose von mehr als 50 Grad nimmt auch im Erwachsenenalter langsam weiter zu. Mit fortgeschrittenem Lebensalter wird die Krümmung dann auch steifer und zunehmend schwieriger korrigierbar". Die Speisinger Experten fordern einheitliche flächendeckende Skoliose-Screenings an den Schulen. Solche Voruntersuchungen gebe es nur in manchen Schulformen, aber eben nicht flächendeckend, bemängeln die Fachleute. (red, derStandard.at, 18.4.2013)